Die buddhistische Gandhara-Kultur umfasst einen Zeitraum von ungefähr tausend Jahren, etwa vom
5. Jh.v.Chr. bis zum 5. Jh.n.Chr. Ihr Ursprung ist ungeklärt.
Ausgangspunkt war die Hauptstadt Pushkalavati nahe dem heutigen Peshavara gelegen, fast an der
pakistanischafghanischen Grenze. Kulturelles Zentrum war lange Zeit Taxila.
Beachtlichen künstlerischen und insbesondere architektonischen Einfluss auf die Gandhara-Kultur
hatten die Griechen, die unter Alexander dem Großen 327 v.Chr. den Hindukush überquerten und das
Land eroberten. - Unter dem Maurya-Kaiser Ashoka (272 bis 231 v.Chr.), der den Buddhismus zur
Staatsreligion erklärte, erlebte Gandhara eine Hochblüte.
Felszeichnungen in der Nähe von Chilas am Karakorum Highway
Noch heute ist der künstlerische Einfluss Griechenlands auf die Gandhara-Kultur erkennbar. Ionische
Säulen in nachgebildeten Tempelanlagen sind keine Seltenheit. Die Buddha-Figuren entsprechen eher
griechischem Schönheitsideal als dass sie das Meditative Buddhas zum Ausdruck bringen (auffallend
anders als in Buddha-Darstellungen asiatischen Empfindens, z.B. im Sukotai-Stil des
Theravada-Buddhismus in Thailand). Buddha ist außerdem mit griechischer Aurea umgeben, seine
Gewänder haben griechischen Faltenwurf, usw.. - Die prägende Bedeutung des griechischen Einflusses
liegt darin, dass Buddha ersmals figürlich dargestellt wurde.
Die Gandhara-Kultur zeigt mit aller Deutlichkeit, dass die abendländische und asiatische Welt engere
Beziehungen hatten als wir heute annehmen. Denn es ist nicht so, dass die Griechen nur einseitigen
Einfluss auf die buddhistische Kunst und Architektur ausübten oder die Wissenschaften beeinflussten.
Vielmehr fanden umgekehrt buddhistische Vorstellungen Eingang in die abendländische Welt. "Die
Griechen begannen, den Buddhismus zu verstehen und zu bewundern."
Die Indus-Kultur und die Gandhara-Kultur sind somit Beispiele für die Verbundenheit der großen alten
Kulturen der Menschheit. Die Gandhara-Kultur war eine Mischkultur aus griechischen, römischen,
indischen und sicher auch iranischen Einflüssen. Die Gräko-Gandharer weisen auf den asien-weiten
Einfluss der hellenistischen Kultur seit Alexanders Zeiten hin.
Der Buddhismus ist heute in Pakistan bedeutungslos. Dennoch wird die Gandhara-Kultur als großes
kulturelles Erbe empfunden.