Die atmosphärischen Strömungen sind relativ einheitlich in der Antarktis. Es gibt nur wenige
Unregelmäßigkeiten in der runden Form des Kontinents, die die Wettermuster verkomplizieren könnten.
Mehrere Wetter-"bänder" umgeben den Kontinent ringförmig. Jedes hat sein typisches Wetter. Die
Strömungsmuster, die in der Antarktis beobachtet werden, sind Teil eines weiteren, globalen
atmosphärischen Strömungsmusters.
Karte des antarktischen Kontinents mit den atmosphärischen Strömungsbändern.
Die wilden Westwinde
Ein breites Band starker Westwinde tritt zwischen 30° S und 65° S auf. Die Breitengrade werden hier
als die Roaring Forties (die Brüllenden 40er), die Furious Fifties (die Wilden 50er) und die
Screaming Sixties (die Heulenden 60er) bezeichnet.
Zwischen 60° S und 65° S liegt das Antarktische Zirkumpolare Wellental, eine Tiefdruckzone mit
veränderlichen West bis Ost Winden. Das Antarktische Zirkumpolare Wellental ist für seine Sturmtiefs
bekannt! Stürme fegen in diesem Gebiet die warmen und feuchten Luftmassen von den mittleren Breiten
zum Pol, und machen es so zu einer der wolkenreichsten Regionen. Die Stürme dauern normalerweise
einige Tage, dann zieht klares Wetter auf, verbunden mit einem Hochdrucksystem, bis das nächste
Tiefdrucksystem folgt. Die Temperaturen erreichen hier ein Minimum von -10° C im Winter.
Die polaren Küsten-Ostwinde
Zwischen dem Antarktischen Zirkumpolaren Wellental und dem Kontinent liegt ein schmales Band von
Ostwinden, die von beständig kalten Winden vom Kontinent hergeführt werden. Diese Winde werden nach
Westen abgeleitet als Folge der Koriolis-Kräfte. So hat das Küstengebiet höheren Luftdruck und
relativ klarere Tage.
Das Polarplateau
Im Durchschnitt liegt während des ganzen Jahres über dem Polarplateau ein ortsfestes
Hochdruckgebiet. Das Zentrum der Ost-Antarktischen Eisdecke nennt man "Polarplateau", da seine
durchschnittliche Höhe 2000 m über der Meeresoberfläche liegt und Querschnitte zeigen seine
Oberfläche mit einem gleichmäßig leichten Gefälle.
Inversionswinde
Die Antarktis ist bekannt für ihre stürmischen Winde. Einige der stärksten entstehen durch
Temperaturinversionen auf dem hohen inneren Eisplateau. Die kälteste und dichteste Luft befindet
sich in Bodennähe. Aufgrund der Schwerkraft fließt diese dichte Luft vom hohen Kontinentalinnern
wie ein Strom oder Fluss hinunter zur Küste. Diese inneren Winde nennt man Inversionswinde. Die
Koriolis-Kraft lenkt die Winde nach Westen ab, wodurch die polare Küsten-Ostwinde entstehen. Das
Polarplateau bietet eine beständige Quelle kalter und dichter Luft.
Katabatische Winde
Die meisten der kontinentalen Oberflächenwinde bewegen sich leicht abfallend in Richtung Küste.
Durch die Beschaffenheit der Landschaft kann jedoch ein Luftstrom kanalisiert werden, mit anderen
Strömungen zusammenkommen und sich so verstärken. Wenn diese intensiven Winde die Küste erreichen,
nennt man sie Katabatische Winde. Katabatische Winde entstehen als Inversionswinde. Wie
Inversionswinde werden sie von der Schwerkraft abwärts getrieben, jedoch in einem stärkeren Gefälle.
Die Winde können Höhen von 500 bis 600 m über der Oberfläche erreichen, auch wenn diese Höhe
variieren kann. Die Windgeschwindigkeit kann ganz plötzlich von fast windstill bis 15 - 20 m/sec.
zunehmen. Es gibt zwei Arten Katabatischer Winde - gewöhnliche und außergewöhnliche.
Strömungsverläufe im Winter. Die Landschaft, oder Topographie,
kanalisiert den Wind zu den Küstenregionen wie Cape Denison und Port Martin, die für die stärksten
Katabatischen Winde der Antarktis bekannt sind(nach Bromwich, 1993).
Gewöhnliche Katabatische Winde wehen beständig in eine Richtung, ihre Geschwindigkeit ist jedoch
verschieden, oft böig auffrischend. Wahrscheinlich bilden sie sich durch Inversionsabkühlung in ein
enges Ablaufbecken. Die dichte und kalte Luft des Beckens steigt auf und dehnt sich schnell aus,
wodurch der Wind entsteht. Es dauert einige Zeit, bis das Becken wieder mit kalter Luft
"aufgefüllt" ist, und der nächste Katabatische Wind entstehen und abfließen kann.
Außergewöhnliche Katabatische Winde wüten oft Tage oder Wochen. Meist treten sie zwischen Cape
Denison und Port Martin auf. Wahrscheinlich entwickeln sie sich in Gebieten mit einem weiten
Ablaufbecken und lang andauernden Temperaturinversionen, und einer Landschaft, die die abziehenden
Winde kanalisiert. Das Ablaufbecken und die Temperaturinversion könnten einen gewaltigen Nachschub
an kalter und dichter Luft liefern. Eine kanalisierende Topographie kann die Luftmassen wie in
einen Trichter treiben, woraus sich die hohe Geschwindigkeit ableiten lässt.