Geografische Lage:
Nepalischer Himalaya
Breitengrad: 28° 21’ 07’’ n.Br.
Längengrad: 85° 46’ 55’’ ö.L.
Höhe Hauptgipfel: 8013 m
Zentralgipfel: 8008 m
Schon 2004 waren Gerlinde Kaltenbrunner, Hirotaka Takeuchi, Robert Bösch und Ralf Dujmovits in der Südwand des Shisha Pangma unterwegs. Im Alpinstil waren sie ohne vorherige Erkundung frühmorgens in die Wand gestartet. Nachdem
sie zunächst sehr gut vorankamen - steile Firn-und Eispassagen bis 55° wechselten ab mit Aufschwüngen im Blankeis bis 80° - traf nach etwa 1000 zurückgelegten Höhenmetern ein faustgrosser Stein Ralf's linke Wade.
Ralf mit höllischen Schmerzen und stark geschwollenem Wadenmuskel trat den Abstieg an. Für die drei anderen gab es keine Frage - sie unterstützen ihn und abends waren alle zurück am Ausgangspunkt des Durchsteigungsversuchs - enttäuscht aber froh, dass nichts schlimmeres passiert war.
Das Expeditionsteam kehrte zunächst unverrichteter Dinge zurück nach Kathmandu.
Einige Tage später konnten Gerlinde, Hirotaka und Ralf die Nordwand des Annapurna I erfolgreich durchsteigen. Die Aufstiegslinie durch die Shisha Pangma Südwand ging den Dreien nicht mehr aus dem Kopf. Wunderbar direkt, in Gipfelfalllinie und
ohne grosse Schnörkel zieht die Route der Erstdurchsteiger Doug Scott, Alex McIntyre und Roger Baxter-Jones zum Zentralgipfel des Berges. "Wir kommen wieder" war schon damals fest versprochen. Und jetzt im Vormonsun 2005 soll es wieder so weit sein. Leider ist Röbi
Bösch dieses Mal nicht dabei, - aber auch zu dritt sollte es möglich sein, die Route im Alpinstil zu durchsteigen.
Bis vor wenigen Jahren war der Berg allgemein nur unter seinem Sanskritname "Gosainthan" bekannt und die Tatsache, dass ein Berg, mit diesem Namen gänzlich innerhalb Tibets liegt, hatte zunächst einige Verwunderung ausgelöst. Gosainthan bedeutet soviel wie "Der Ort des Heiligen", "Shisha Pangma" dagegen "Der Kamm über den Weiden". Seit die Chinesen Tibet besetzt halten ist in der Literatur auch der Name "Kao-seng-tsan Feng" aufgetaucht.
40 km nördlich von Kathmandu und etwa 18 km von Gosainthan liegt Gosainkund, der größte der zahlreichen Seen in diesem Gebiet. Er wird eng mit Shiva in Verbindung gebracht, dem höchsten Gott Nepals und Mahadeo, einer der Hindu-Gottheiten, dessen himmlischer Wohnsitz der Mount Kailash ist (ebenfalls in Tibet, aber weiter westlich gelegen). Dieser ist für Millionen Asiaten ein Ort der Verehrung, der heiligste der heiligen Berge, der erhabendste von allen. Für Ungläubige ist er gerade ein interessantes geologisches Exemplar aus Konglomeraten mit unregelmäßigen Einschlüssen, 6713 m hoch, ebenfalls als Kang Rimpoche bekannt.
Gosainkund ist eines der wichtigsten religiösen Zentren außerhalb dem Kathmandutal und ebenfalls ein Wallfahrtsort. Eine Verbindung zwischen Gosainkund und Gosainthan ist höchst wahrscheinlich, um so mehr, da nach Perceval Landon die Grenze, wie sie auf nepalischen Landkarten verzeichnet ist, auch Zugang zum Gipfel des Berges - selbst ein wichtiger Platz hinduistischer Heiligkeit - bietet.
Die Chronik von Gosainthan oder Shisha Pangma berichtet zunächst mehr von Bemühungen, den Berg flüchtig zu sehen als von Versuchen, ihn zu besteigen. Der abgelegenste aller Berge - geographisch, politisch und wörtlich - wurde erst 1964 von der Nordseite bestiegen, aber es bestehen leichte Zweifel, ob damals der Hauptgipfel oder der Vorgipfel erreicht wurde. Zweifel bestanden früher auch über die genaue Lage des Gipfels entlang dem Ost-West-Grat des Berges. Die höchste Erhebung liegt weiter westlich als allgemein auf den Landkarten angegeben. Der Gesamtaufstieg vom Chinese Basecamp auf dem Shisha Pangma Gletscher zum Gipfel beträgt knappe 3000 Höhenmeter.
Peter Aufschnaiter, eine anerkannte Autorität dieses Teils des Himalaya, meint, dass "Langtrang" wohl richtiger wäre als "Langtang"; trotzdem wird letzterer Begriff hier verwendet, da er der gebräuchlichste in der entsprechenden Literatur ist.