Basislager diesmal nicht erreicht - von erster Akklimatisationstour zurück
Nachdem wir unsere erste Akklimatisationsübernachtung auf ca. 5800 m hinter
uns haben, möchten wir uns heute zum ersten Mal aus unserem diesmal viel zu
tief liegenden Basislager melden.
Die Anreise über Kathmandu nach Nyalam - Ausgangspunkt unseres Anmarsches
zum Basislager - verlief fast völlig problemlos. Wegen eines durch die
Maoisten ausgerufenen Transportstreiks legten wir sicherheitshalber die
Strecke von Kathmandu zur chinesischen Grenze mit dem Helikopter zurück. In
Kathmandu selbst war die Situation ganz normal.
Schon während der Anfahrt mit dem Jeep von der nepalisch - chinesischen
Grenze nach Nyalam auf 3750 m mussten wir feststellen, dass dieses Jahr auch
hier bedeutend mehr Schnee liegt als in den Jahren zuvor. Zusätzlich gab es
während den zwei Tagen unseres Aufenthalts in Nyalam nochmals ergiebige
Neuschneefälle. So war zu erwarten, dass es mit dem Anmarsch ins Basislager
schwierig werden würde.
Tatsächlich kamen wir zunächst mit unseren 16 Yaks die ersten paar Kilometer
noch einigermaßen gut voran. Mit zunehmender Höhe aber wurde der Schnee
immer tiefer. Mit gegen Mittag aufkommendem Schlechtwetter waren wir bald in
geschlossener Schneedecke unterwegs, die Yaks brachen immer wieder bis zum
Bauch ein. Nur mit viel Mühe konnten die Yaktreiber ihre Tiere zum
Weitergehen bewegen.
Nach zehn langen Stunden hatten wir mit Einbruch der
Dunkelheit noch lange nicht das eigentliche Zwischenlager erreicht. Dem Wind
sehr ausgesetzt richteten wir uns auf einem etwas abgeblasenen Moränenrücken
sehr notdürftig für die Nacht ein. Da es kein fließendes Wasser gab,
mussten wir sowohl für uns als auch für unsere Yaktreiber Schnee schmelzen.
Schon beim Abendessen hörten wir aus den Gesprächen unserer Yaktreiber
heraus, dass großes Weiterkommen für die Yaks am nächsten Tag wohl nicht in
Betracht kam. Trotzdem beluden sie am nächsten Morgen bei eisigem Wind ihre
Tiere und so konnten wir auf dem Moränenrücken nochmals einen guten
Kilometer zurücklegen. In einer einigermaßen windgeschützten Moränenmulde -
immer noch ca. dreieinhalb Stunden unterhalb unseres angestrebten
Basislagerplatzes vom Vorjahr - war unser Anmarsch endgültig zu Ende.
Anmarsch im Sturm
Yaks im Tiefschnee
Bei der Puja-Zeremonie im BC
Schneeschmelzanlage mangels fließendem Wasser im BC
Gemeinsam mit unserem nepalischen Koch Sitaram Rai und unserem tibetischen
Basislagerhelfer Pintso begannen wir uns bei starkem Wind allmählich
einzurichten und uns mit der gegebenen Situation abzufinden. Unser kleines
Basislager auf ca. 4900 m mit Küche, Mannschaftszelt und unseren
persönlichen Schlafzelten entstand. Wegen Mangel an fließendem Wasser
richteten wir mit Hilfe einer dunklen Zeltplane eine kleine
Wasserschmelzanlage ein. Pintso, der in Nyalam als Mönch lebt, führte
gemeinsam mit uns am nächsten Morgen die traditionelle Puja - Zeremonie
durch. Die Expedition konnte beginnen.
Nach zwei vollen Tagen im Basislager brachen wir zu einer ersten
Akklimatisationstour auf. Unser Ziel war ein nahe gelegener 5800 Meter hoher,
namenloser Aussichtsberg. Vor allem ein schöner Blockgrat auf den letzten
Höhenmetern zum Gipfel brachte uns in Hochstimmung. Vom Gipfel sahen wir am
Cho Oyu vorbei zum ersten Mal auch unser zweites großes Ziel in dieser
Saison, den Mount Everest.
Gerlinde im Auf- stieg zum Akkli- matisationsgipfel
Knapp unterhalb des Gipfels fanden wir ein ideales Plateau für unser kleines
Dreimannzelt. Hiro hatte es speziell in Japan aus Gore-Tex
Drei-Lagen-Material für uns anfertigen lassen. Gewicht: 1,5 kg.
Den ersten Test in der kommenden Nacht bestand es bravourös. Trotz starkem
Sturm verbrachten wir nach stundenlangem Schneeschmelzen eine einigermaßen
angenehme Nacht. Bei herrlichem und erstmals windstillem Wetter stiegen wir
am nächsten Morgen wieder ins Basislager ab.
Wenn es das Wetter zulässt haben wir für die nächsten Tage eine weitere
Akklimatisationstour am 7000er Pungpa Ri vorgesehen.- sicher ein guter
Höhenreiz für die Durchsteigung der Shisha Pangma Südwand. Nach unserer
Rückkehr vom Pungpa Ri werden wir uns wieder melden.
Für Heute einen herzlichen Gruß aus unserem Basislager im Schnee
Gerlinde, Ralf und Hiro