"Maoistische" Aufstandsbewegung
Die traditionelle Führungsrolle der beiden Hindu-Oberkasten und der Newar des Kathmandu-Tals ist auch in dem liberaleren Klima der neuen nepalesischen
Demokratie weitgehend intakt geblieben. Dies ist einer der Ansatzpunkte für die radikal-kommunistische "maoistische" Aufstandsbewegung. Sie konnte sich
seit Verkündung des "Volkskriegs" im Jahre 1996 von ihrem Kerngebiet im rückständigen, von der Zentralregierung vernachlässigten und abgelegenem Bergland
im mittleren Westen aus stark ausbreiten. Inzwischen stellt sie eine ernsthafte Bedrohung für die noch wenig gefestigte, von Misswirtschaft und Korruption
geplagte nepalesische Demokratie dar. Die Maoisten haben ihr Einflussgebiet mit Hilfe immer brutalerer Angriffe auf Polizeistationen, Schutzgelderpressungen,
Plünderungen, Misshandlungen, Entführungen, Folterungen und Hinrichtung missliebiger Gegner sowie mittels gezielter Einschüchterung der Bevölkerung erfolgreich
ausdehnen können. Nach offiziellen Angaben sind bei den Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften der Regierung seit 1996 etwa 1.800 Menschen gewaltsam
ums Leben gekommen (andere Quellen sprechen von ca. 2.500 Toten), davon mindestens 800 Aufständische.
Der Versuch von Premierminister Deuba, den Konflikt im politischen Dialog mit den Maoisten zu lösen, schlug fehl. Die Maoisten brachen die ergebnislosen
Verhandlungen mit der Regierung am 24.11.2001 ab, kündigten die Waffenruhe einseitig auf und führten gleichzeitig massive Angriffe auf Polizeiposten und
erstmals auch auf Armeeeinrichtungen und Soldaten. Bei den darauf folgenden bewaffneten Auseinandersetzungen kamen erneut mehrere Hundert Menschen ums Leben.
Bisheriger Höhepunkt der bewaffneten Kämpfe war der brutale und blutige Angriff vom 17. Februar 2002 auf Polizei- und Militärposten im Distrikt Accham im
Westen des Landes (ca. 450 km westlich von Kathmandu), dem mehr als 150 Menschenleben zum Opfer fielen. Die Opfer waren überwiegend Polizisten und Soldaten.
Die gewaltsamen Auseinandersetzungen belasteten die Wirtschaft und behinderten die Entwicklung des Landes, das ohnehin zu den ärmsten der Welt
zählt. Wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung konnte die Lage im Lande weiter destabilisieren. Glücklicherweise kam es am 29/01/2003 zu einem
Waffenstillstandsabkommen zwischen Regierung und den "Maoisten".