Lager III in 7200 m Höhe erreicht / Hoffen auf stabiles Wetter für den Gipfelaufstieg
Nach einigen Wartetagen im Basislager mit monotonem Brummen des Höhensturms konnten wir
am 5. Mai erstmals wieder das Basislager verlassen. Zwar waren oberhalb von ca. 6000 m
immer noch Hunderte von Metern lange Windfahnen zu sehen, trotzdem hielt sich der Wind
in tieferen Lagen in Grenzen und wir kamen flott nach Lager I voran.
Zum zweiten Mal mussten wir dort die Zelte umbauen, da die Strahlungswärme in den Zelten
den Boden um die Isomatten auschmilzt und kaum mehr an ein normales Liegen zu denken ist.
In David's und Michi's Zelt sah es inzwischen aus, als wäre der Yeti vorbei gekommen -
und so beschlossen sie nach unten stehender Chaosaufnahme doch noch ihr Zelt umzubauen.
Im Chaos versinkendes Zelt von Michi und David in Lager I
Am 6. Mai ging es in die Sturmzone weiter hinauf auf 6500 m zu Lager II. Der Sturm hatte
ganze Areit geleistet - wie wir es erhofften. Wo wir zuvor knietief gespurt hatten,
konnten wir jetzt auf einer betonharten Schneeoberfläche aufsteigen. Der Sturm
erschwerte zwar das Vorankommen und nahm uns manchmal fast den Atem - aber das
Gehen insgesamt mit den fast 20 kg schweren Rucksäcken war weniger anstrengend.
Gerlinde im oberen Teil des Aufstieg durch die Steilstufe nach Lager II
Eine herbe Enttäuschung allerdings brachte uns der Sturm wegen einer kleinen Fehlentscheidung
Veikka's und Hiro's: bei Ihrem letzten Aufstieg nach Lager II hatten sie im Vertrauen auf die
Materialfestigkeit Ihres Zeltes dieses stehen lassen - anstelle es zusammengepackt im Depot
aufzuhängen. Erst nach halbstündiger Sondier-Suche fanden wir das Zelt unter einer ein Meter
tiefen, durch den Sturm verfrachteten Schneedecke.
Der Kraftakt des Ausschaufelns brachte uns alle an den Rand des Umfallens. Der Schnee war extrem
hart gepackt und wir kamen uns vor wie Eisbrecher, nur mit dem Unterschied, dassdie Motoren
knapp vor dem Aufgeben waren. Irgendwann saßen wir trotzdem alle in den Zelten und konnten im
Sturm das ersehnte Abendessen genießen. Zunächst noch.
Gerlinde beim Abendessen in Lager II - Tintenfisch mit Kartoffelpüree
Was uns der Sturm nachts bot, war grenzwertig lustig und morgens saßen wir in Eispalästen, die
sich nach dem Erscheinen der Sonne schnell in Tropfsteinhöhlen verwandelten. Die Schlafsäcke
konnten wir nach dem Abtropfen der Innenzelte auswringen - so eisig war es in den Zelten über
Nacht geworden. Statt des geplanten Aufbruchs um 6:30 Uhr wurde es 9:30 Uhr. Veikka und Hiro
waren vom Schaufeln am Vortag so erledigt, dass sie einen Ruhe- und Trockentag einlegten.
Michi und David spurten zum Einstieg der 450 m hohen Eisflanke, die zum Nordgrat führen sollte.
In der Flanke mit jeder Menge Blankeis stieg Michi vor, David sicherte und schleppte Fixseile,
wie auch Gerlinde und ich. Der eisige Sturm zwang uns allerdings nach 2/3 der Flanke zum Umkehren;
es war unerträglich kalt geworden - und die Akkus waren leer.
Nach einer etwas erträglicheren Nacht in Lager II starteten wir wieder alle zusammen mit vollem
Gepäck für eine Übernachtung in Lager III. Schnell war wieder der Einstieg und entlang der
Fixseile der höchste Punkt des Vortags errreicht. Diesmal stieg David vor und versicherte den
oberen, teilweise felsig-kombinierten Teil des Aufstiegs bis zum Nordgrat.
Gerlinde am Beginn der Eisflanke
David und Gerlinde am Stand beim Sichern von Michi im Vorstieg
Michi im Vorstieg in der Eisflanke nach Lager III
David beim Sichern von Michi in der Eisflanke nach Lager III
Gerade noch rechtzeitig vor dem Eintreffen der Nachmittags-Bewölkung konnten wir drei kleine Lagerplätze
am ausgesetzen Grat ausmachen, die uns nach einstündiger Schaufelei Platz für unsere Mini-Zelte boten.
Hiro und Veikka kurz vor Erreichen von Lager III auf 7200 m
Lager III - 7200 m
Lager III - 7200 m
Lager III - 7200 m
Zwar war die Nacht weniger stürmisch, trotzdem hockten wir morgens wieder zusammengekauert in unseren
Eispalästen, um nur nicht die am Innenzelt haftende Reifschicht in den Nacken zu bekommen. Mit dem wieder
auflebenden Sturm packten wir die tropfnassen Schlafsäcke zusammen und deponierten die andere Ausrüstung
im Schutz einiger Felstürme - wo wir sie beim hoffentlich letzten Aufstieg in Richtung Gipfel wieder finden werden.
Am selben Nachmittag erreichten wir im Schneetreiben das 2000 m tiefer gelegene Basislager. Hier erholen wir uns seither
von fünf anstrengenden Tagen und hoffen auf stabiles Wetter für einen Aufstieg Richtung Gipfel.
Drücken Sie uns bitte die Daumen - wir können es brauchen!