Das Basislager ist erreicht. Ein selten schöner Anmarsch, eine lustige internationale Mannschaft und angenehme
nepalische Begleiter haben diesen ersten Teil unserer Expedition schon zu einem absoluten Highlight werden lassen.
Neun Tage waren wir mit 65 Trägern zu Fuss unterwegs bis wir am 12. April in völliger Einsamkeit unter der
Nordwand des dritthöchsten Berges der Erde angekommen waren. Bei schönstem Wetter, strahlend blauem Himmel
und nur vereinzelten nachmittäglichen Niederschlägen während der letzten neunTage.
Am 1. April hatten wir sechs uns in Kathmandu zusammengefunden - nach einem Jahr
Vorbereitung und internationalem Austausch per e-mail. Die letzten Erledigungen in Kathmandu und das
Expeditionsbriefing konnten wir innerhalb eines Tages hinter uns bringen und schon am 3. April flogen wir
mit einem Kleinflugzeug in den äußersten Osten Nepals nach Taplejung.
Beim Start in Kathmandu
Nach der Ankunft auf der Kuhweidenlandepiste von Taplejung
Das Expeditionsgepäck, knapp 2000 kg Ausrüstung und Verpflegung für sieben Wochen, hatten wir gemeinsam mit
unserer nepalischen Begleitmannschaft auf dem Landweg schon nach Taplejung vorausgeschickt. Hier trafen wir
am 3. April erstmals alle zusammen.
Die nächsten Tage des Anmarschtrekkings führten uns durch Teile des Nationalparks Kangchenjunga Conservation
Areas, der auf eine Initiative der Nepalischen Regierung und des World Wildlife Found (WWF) 1997 entstanden
war. Die noch völlig ursprüngliche Gegend um den dritthöchsten Berg der Erde bietet, neben den zahlreichen
verschiedenen hier beheimateten Volksgruppen, eine Fülle an botanischen und faunaischen Raritäten.
Bei der ersten Zwischenüber- nachtung in Lingkhim 1600 m
Im Ghunsa Khola zwischen Solima und Amjilassa
Michi und Veikka oberhalb von Amjilassa
Zu manchen Zeiten des Jahres sollen hier bis zu 30 Schneeleoparden unterwegs sein, wie uns der Leiter
des kleinen WWF-Büros in Ghunsa versicherte. Die unglaublich vielfältige Landschaft begeisterte uns
völlig. Obwohl wir alle schon häufig in Nepal unterwegs waren, hatten wir selten zuvor soviel ursprüngliche
und abwechslungsreiche Landschaften erlebt. Vom subtropischen Urwald der ersten beiden Tagen kamen wir
in die für Nepal typischen Bergurwälder mit blühendem Rhododendron. Die letzten Tage des Anmarsch-Trekkings
führten uns durch subalpine Wälder und Buschlandschaften bis wir in Ghunsa, einem kleinen Sherpa-Dorf
auf 3600 m, vor den ersten steil aufragenden 7- und 6000ern standen.
Gerlinde mit Tashi und Dolma aus Ghunsa auf dem Heimweg von der Schule
Rhododendron oder Lali Gurans die nepalische Nationalblume
Im Dörfchen Ghunsa
Eineinhalb Tage lang folgten wir noch dem Kanchenjunga Gletscher bis wir in einer windgeschützten Mulde auf
5140 m Metern, bei zwei Hirtenhäusern, unsere Zelte für die nächsten fünf Wochen aufstellen konnten.
Beim Abbrechen der Zelte in Kambachen 4030 m
Beim Frühstücken in Lhonak 4785 m
Die Nordflanke des Kangchendzönga kurz vor Erreichen von Pangpema
Die größten Anstrengungen hatte bisher täglich die Lachmuskulatur zu bewältigen. Teilweise liegen wir
fast am Boden vor Lachen, zum Beispiel wenn Veikka - unser Finne im Team - trockene Episoden seiner
zahlreichen Expeditionserlebnisse zum Besten gibt oder David seine obercoolen Bemerkungen macht.
Hiro - unser Japaner - versteht nicht immer sofort alles und so arten unsere englischsprachigen
Erklärungsversuche meistens zu geballten Lachsalven aus. Am Spass und an der Gaudi wird unsere
Expedition sicher nicht scheitern.
Hiro, Michi und Veikka beim Literaturstudium
Michi, David und Hiro im Messzelt im Basislager
Scheitern sicher auch nicht an der Verpflegung. Unser Koch Maila kocht fantastisch - nepali und westlich - und
jeder von uns sechsen hat 15 kg Spezialitäten aus seiner Heimat für die Verpflegung im Basislager mitgebracht.
So gibt's zum Kaffee am Nachmittag schon mal japanische Reiskräcker mit eingebackenem Seetang und getrockneten
Shrimps und dazu Lakritsisekoitus (so steht es zumindest auf der finnischen Packung) von Veikka's Lakritze.
Die nächsten Tage werden wir nutzen Ausrüstung ins sechs Stunden entfernte Lager 1 unter der Nordwand zu bringen.
Bevor es dann ins steile Gelände hinauf zum Nordcol geht. Sobald wir etwas vorangekommen sind und es etwas zu
berichten gibt, werden wir uns wieder melden.
Bis dahin herzliche Grüsse aus dem Pangpema Basislager,
die Internationale Kangchendzönga Expedition und Ralf Dujmovits