THE WALL in Antarctica
Mehr als 800 Meter ragt er senkrecht aus dem ewigen Eis der Antarktis in den
Himmel, und noch niemals stand je ein Mensch auf seinem Gipfel. Die Rede ist
von "The Holtanna" (2.650 m) in Queen Maud Land. Eine Expedition unter der
Leitung des belgischen Bergsteigers Alain Hubert versucht jetzt erstmals,
diese gewaltige Granit-Kathedrale zu bezwingen und das Abenteuer mit der
Kamera fürs Fernsehen und Kino festzuhalten. "The Wall" heißt das
spektakuläre Projekt, das acht Expeditionsteilnehmer für fünf Wochen in die
schier unendliche Eiswüste der Antarktis führt.
Als einziger Deutscher im internationalen Team dabei ist Ralf Dujmovits aus
Bühl in Baden. "Vergleichbare Wände gibt es nur im Karakorum und in den
USA", schwärmt der Bühler Bergführer, und er muss es wissen. Hat er doch sein
Hobby zum Beruf gemacht und organisiert mit seinem Unternehmen AMICAL alpin
Expeditionen und Trekkingtouren in der ganzen Welt. 1996 am Mount Everest im
Himalaya und im darauf folgenden Winter am Mount Vinson, dem mit 5140 Meter
höchsten Berg der Antarktis, lernte er Alain Hubert kennen, der bei der
jetzigen Antarktis-Expedition federführend ist. "Er ist ein großartiger
Kenner dieser Gegend und der Erste, der die Antarktis aus eigener Kraft
gradlinig durchquert hat, eine Strecke von 3920 Kilometern", so Dujmovits
respektvoll über den 46-jährigen Belgier.
Der "hohle Zahn", wie der Holtanna auch genannt wird, ist Teil einer im
Halbrund aufragenden Kette von einem Dutzend Gipfeln in Queen Maud Land. In
den 30er Jahren wurden die riesigen, 500 bis fast 1000 Meter aus dem Eis
ragenden Felstürme vom Flugzeug aus entdeckt. "Die Reißzähne des Wolfes"
werden sie auf Grund ihrer markanten Form bezeichnet. Bislang drangen erst
zwei Expeditionen in diesen Sektor der Antarktis vor, der vor vier Jahren
erstmals von Menschen betreten wurde und von Norwegen beansprucht wird. Alain
Hubert spricht angesichts der senkrechten, teils sogar überhängenden
Granitwände von einer der letzten großen Herausforderung der Felskletterei.
Ralf Dujmovits ist Ende November aufgebrochen: zunächst nach Brüssel, wo noch
eine Pressekonferenz stattgefunden hat, Anfang Dezember mit den Teamkollegen
über Kapstadt in die Antarktis. Wenn die Herkules-Transportmaschine auf dem
Eisfeld "Blue One" aufsetzt, dann hat das internationale Team von Kletterern
und Kameramännern noch zirka 80 Kilometer zu Fuß bis zum Ausgangspunkt
zurückzulegen. Gleitsegel erleichtern dabei den Weg zum Basislager.
Felsklettern pur im siebten bis achten Schwierigkeitsgrad erwartet dort die
Bergsteiger, die von einem Journalisten, einem Fotografen, zwei Kameraleuten
und zwei Wissenschaftlern begleitet werden.
Weitere Informationen in englischer Sprache finden Sie unter
www.antarctica.org
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