Wie es zur Idee "Queen Maud Land" kam
Von unserer zweiten Antarktis / Mt. Vinson Expedition an der Südspitze von Chile zurück, sah ich
zum ersten Mal Bilder von Queen Maud Land. Bilder, die alles an Berggestalten in den Schatten
stellten, was ich bisher gesehen hatte. Nicht die Höhe der Himalaya-Giganten oder die gewaltige
Massenerhebung eines Mt. McKinley über den alaskanischen Wäldern war auf den Bildern zu finden,
sondern spitze, filigrane Felsgestalten, die wie die Reißzähne eines Wolfes aus der umgebenden
Eiswüste der Antarktis heraus standen. Ich war begeistert und eine neue Idee war geboren.
Die Faszination der antarktischen Weite ließ mich nicht mehr los. So begann ich nach Wegen zu
suchen, diesen Traum aus Fels und Eis erreichen zu können. Die Antarktis, dieser am wenigsten
bekannte Kontinent, kann entweder im Rahmen eines Forschungsunternehmens, was für uns als
Bergsteiger nicht in Frage kommt, erreicht werden oder per zeitaufwendiger Annäherung mit
Eisbrechern, wie es die erste Berg-Expedition nach Queen Maud Land mit dem Norweger Ivar Eric
Tollefsen realisiert hatte.
Alleine von Punta Arenas, im chilenischen Teil Patagoniens gelegen,
war es bisher möglich als Bergsteiger mit gecharterten Herkules-Flugzeugen in die Antarktis zu
gelangen. Unsere bisherige Erfahrung in der Organisation und Durchführung solcher
Antarktis-Expeditionen, vier waren es bisher und alle mit Erfolg gekrönt, ermutigte mich, auch
das Erreichen der Drygalski Berge in Queen Maud Land per Herkules Flug, diesmal aber von Südafrika
aus kommend, in Angriff zu nehmen.
Da Afrika jedoch ungleich weiter von der Antarktis entfernt liegt als die Spitze Südamerikas, war
auch mit anderen Problemen und vor allem höheren Kosten zu rechnen.
Leider fand ich zunächst auch keine Mitstreiter für dieses Unternehmen - zu große finanzielle
Hürden standen im Wege.
Glücklicherweise tat sich eine neue, zunächst nicht geahnte Möglichkeit auf:
1996 im Herbst begegnete mir der Belgier Alain Hubert erstmals im Basislager des Mt. Everest. Er
war Teilnehmer einer französischen Expedition und war auf dem Weg zum Erreichen seines großen
Traums: die drei Pole - Nordpol, Südpol und den höchsten Punkt der Erde - aus eigener Kraft zu
erreichen.
Von Anfang an gefiel mir seine kraftvolle lebensfrohe Art, die durch kein noch so schlechtes
Wetter zu erschüttern war. Er sprühte förmlich vor Energie. Monate später trafen wir uns wieder
in Punta Arenas im Süden Chiles, dem Ausgangspunkt der meisten Antarktis-Expeditionen. Er war
dort unterwegs, um die Ausrüstung für sein größtes Projekt, eine geradlinige Durchquerung der
Antarktis ohne Hilfe von außen, zu erproben.
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