CHRONIK bzw. die wichtigsten Daten der Erschließungsgeschichte
1950
Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Annapurna so gut wie nicht erforscht. Die französische Expedition unter der Leitung von M. Herzog (auch Bergsteiger wie Lionel Terray, Jean Couzy oder Gaston Rébuffat waren im Team), von ihrem ursprünglichen Ziel, dem Dhaulagiri kommend, muß auch die Zugänge selbst erkunden. Von Westen her gelangt sie in das Gletscherbecken nördlich der Annapurna, von dem schließlich eine Aufstiegsmöglichkeit zu einem sichelförmigen Gletscher ins Auge gefaßt wird. Da der Monsuneinbruch immer näher rückt, darf keine Zeit verloren werden. Trotz ungenügendem Schuhwerk wagen M. Herzog und L. Lachenal einen Aufstiegsversuch und stehen am 3. Juni 1950 auf dem Gipfel. Damit ist die Annapurna der erste bezwungene Achttausender. Der Rückzug jedoch gestaltet sich alles andere als triumphal. Durch Drogen in ihrer Selbstkontrolle eingeschränkt, werden Herzog und Lachenal zusammen mit ihren Rettern beim Abstieg durch Spaltenstürze, Lawinen und Freibiwaks arg in Mitleidenschaft gezogen, und der Expeditionsarzt Dr. Oudot muß noch auf dem Rückmarsch erfrorene Finger und Zehen amputieren.
Maurice Herzog's Darstellung dieser Expedition ist eines der besten Bücher über das Bergsteigen überhaupt.
1970
Die zweite Besteigung des Hauptgipfels der Annapurna gelingt einer britischen Expedition auf dem Weg der Erstbesteiger. - Kurz darauf erfolgt die dritte Besteigung durch D. Willians und D. Haston. Sie gehören zu einem Team ausgezeichneter Alpinisten, mit denen Ch. Bonington zur Annapurna aufbricht, um zum ersten Mal die äußerst schwierige Südwand zu durchsteigen. 4500 m Fixseile werden montiert; der neue Himalaja-Stil hat sich bewährt. I. Clough verunglückt tödlich.
1974
Eine spanische Expedition unter J. Anglada erklettert zum ersten Mal den Annapurna-Ostgipfel, 8026 m.
1977
Holländer eröffnen eine neue Route an der Nordseite der Annapurna, wobei sie den "Sichel-Gletscher" links übr den sogenannten Holländer-Sporn umgehen. Drei Mann gelangen auf den Gipfel; allerdings unter Zuhilfenahme von künstlichem Sauerstoff (die Erstbesteigung durch die Franzosen 1950 war ohne künstliuchen Sauerstoff erfolgt).
Annapurna Nordflanke mit dem Holländer Sporn in der Bildmitte
Der Holländer Sporn, die sicherste Aufstiegsroute durch den lawinengefährdeten Mittelteil der Annapurna Nordflanke
Im Zustieg zum Holländer Sporn 1991 bei hüfttiefer Spurarbeit Abbruch der Expedition damals direkt im Anschluss
1978
Den Weg über die Holländer-Route nimmt auch eine amerikanische Frauenexpedition unter der Leitung von Arlene Blum, wobei zwei Teilnehmerinnen und zwei Sherpas den Gipfel erreichen. Eine Engländerin und eine Amerikanerin stürzen tödlich ab.
1979
Bei der französischen Ski-Expedition steigen zwei Teilnehmer auf dem Weg der Erstbegeher zum Gipfel auf. Bei der Skiabfahrt verunglückt Y. Morin tödlich.
1981
Eine polnische Expedition unter Führung von R. Szafirskis klettert den rechten Pfeiler in der Südwand. Zwei Teilnehmern gelingt die erste Besteigung des Mittelgipfels, 8051 m, und eine neue Route. - Eine japanische Expedition unter H. Yoshino bringt zweimal zwei Teilnehmer über die britische Südwand-Route auf den Gipfel.
1982
Eine britische Gruppe findet rechts der Bonington-Route einen neuen Anstieg durch die Südwand. Die Expedition wird abgebrochen, nachdem McIntyre bei einem Steinschlag ums Leben kommt. Zwei Spanier vollenden diesen extrem schwierigen Weg ein paar Jahre später im Alpenstil.
1984
Eine Schweizer Gruppe wagt sich an die schon mehrmals versuchte Traverse des Ostgrats. Nach nur dreitägigem Aufstieg stehen E. Loretan und N. Joos auf dem Ostgipfel und gehen dann über den Mittelgipfel zum Hauptgipfel, von dem sie auf der Holländer-Route absteigen. Damit haben sie die drei Annapurna-Gipfel im alpinen Stil überschritten, eine der bis heute herausragenden Leistungen im Himalya-Bergsteigen.
1985
Nach Vorarbeiten durch Reinhard Patscheider durchklettert der Südtiroler Hans Kammerlander zusammen mit R.Messner die noch unbezwungene Nordwestwand und steht am 24. April auf dem Gipfel der Annapurna.
1991
Die erste kommerzielle Expedition zur Nordflanke der Annapurna I unter der Leitung von Ralf Dujmovits muss wegen ständiger Neuschneefälle nach Erreichen von Lager II abgebrochen werden.
2002
Die erste Wiederholung der Loretan-Joos-Route über den 7,5 Kilometer langen Ostgrat gelingt dem Franzosen Jean-Christoph Lafaille und dem Basken Alberto Innurategi. Der Ostgart wird dabei auch erstmals im Abstieg begangen, d.h. die beiden legeten ein Gesamtstrecke von 15 km in einer Höhe von 7500 bis 8000 m zurück.
Die Annapurna ist heute weniger wegen ihrer Gipfelhöhe begehrt, als vielmehr wegen der schwierigen Wandklettereien an der Südflanke. Keine Achttausenderwand hat so viele Routen (mit Varianten) und Wiederholungen. Die Nordwestwand der Annapurna ist streckenweise schwierig und sehr gefährlich. Alle Wege auf die Annapurna sind steil und schwierig, ausgenommen der Weg der Erstbesteiger (1950), der extrem gefährlich ist. Alle Flanken sind gut erschlossen (fünf Routen an der Nord-, ein halbes Dutzend an der Südwand).