Pünktlich zum Mittagessen sind wir vorgestern (30/04/2004) nach vier anstrengenden Tagen wieder im Basislager
eingelaufen. Tags zuvor konnten wir vier - Gerlinde, Roebi, Hiro und Ralf - einen der zahlreichen Gipfel des
Xifeng Peak erreichen.
Bis es soweit war, vergingen seit der Ankunft im Basislager am 19. April aber erst noch einige Tage.....
Xifeng Peak, 7292 m vom Lager II
Puja-Zeremonie im Shisha Pangma Basislager
Drei volle Tage hatten wir uns zunächst Zeit gelassen, um uns an die neu erreichte Höhe des vorgeschobenen
Basislagers (ca. 5600 m) anzupassen. Am dritten Tag zelebrierten alle im Basislager anwesenden Sherpas und
Bergsteiger eine eindrucksvolle Puja-Zeremonie. Tags darauf stiegen wir vier mit voll bepacktem Rucksack
auf, um unsere beiden Minizelte als Lager I (6400 m) aufzubauen. Das erste, kleine Hindernis - einen
labyrinth-ähnlich zu durchsteigenden Eisbruch in 5900 m Höhe - erwies sich in diesem Jahr als weniger
schwierig. Sturm und starkes Schneetreiben bei großer Kälte dagegen machten den letzten Teil des
Aufstiegs fast unerträglich. Das Aufbauen der beiden Zelte war echt "cool". Hiro fror sich eine Wange an,
Ralf drei Fingerspitzen und Gerlinde ihre Nase - glücklicherweise alles nur oberflächlich. Der Sturm flaute
nach einer schlaflosen Nacht in den völlig vereisten Zelten morgens früh etwas ab, so dass wir erst später am
Vormittag - diesmal bei besserer Sicht - den spaltenreichen Abstieg ins Basislager antreten konnten.
Nach dem Aufbau der Zelte im Sturm beim Schneeschmelzen
Im aufkommenden Schlechtwetter kurz vor Lager I
Kurze Rast im Eisbruch im Aufstieg nach Lager I
Zwei Ruhetage waren notwendig um uns von den Anstrengungen dieser ersten
Hochlagernacht zu erholen. Hoch motiviert stiegen wir am 27/04 - diesmal bei
fantastischem Wetter und einer "Affenhitze" - wieder nach Lager I auf. Nach
einer ruhigen Nacht trübte das Wetter morgens sehr schnell ein und als wir
die Zelte im auffrischenden Wind abgebaut hatten, war die Sicht bereits bei
fast Null. Eine Stunde lang stiegen wir bei schemenhaften Eindrücken der
Umgebung den flachen Gletscher in Richtung Xifeng Peak nach oben, bis
absolute Nullsicht im Bereich eines kleinen Eisbruchs ein Weitersteigen
unmöglich machte. Wir entschieden abzuwarten.
Warten im White-Out im Aufstieg nach Lager II
Aufbau von Lager II im Schneesturm
Mit Erfolg. Nach einer Stunde im Schneetreiben mit völligen White-Out
konnten wir für kurze Momente den weiteren Aufstieg erkennen. Die
mitgebrachten Markierungs-Bambusstangen - in Abständen von jeweils 100 m
aufgestellt - machten uns die Orientierung sowohl für den Auf- als auch für
den Abstieg etwas leichter. Auf 6600 m - viel zu wenig hoch wie sich am
nächsten Tag herausstellen sollte - war für diesen Tag aber entgültig
Schluss. 100 m nach der letzten Bambus-Stange stellten wir die Zelte
natürlich wieder im Sturm und bei starkem Schneetreiben auf.
Völlig überraschend flaute nachts der Sturm ab, der Schneefall liess gegen
morgen nach und als wir um 7:00 Uhr die Zelte verliessen, lag eine
traumhafte, tief verschneite Gebirgslandschaft vor uns. Direkt 700 m über
uns der Gipfel des Xifeng Peak mit steilen, Triebschnee-gefüllten Rinnen und
einem unendlich langen Südwest-Grat. Bis zu dessen Beginn lagen aber noch
drei mühsame Stunden vor uns. Alle paar hundert Meter wechselten wir uns mit
der anstregenden Spurarbeit ab und konnten trotzdem erst nach 10:00 Uhr den
Beginn des Grates erreichen.
Auch hier erlebten wir eine heftige
Überraschung: der Grat entsprach nicht dem aus der Karte erwarteten
Schneerücken, sondern entpuppte sich nach einem felsigen und eisdurchsetzten
Steilauftstieg zu einem Kirchdach-ähnlichen Balance-Akt. Während es rechts
"nur" 700 Meter steil abwärts ging, fielen die Steilflanken auf der linken
Seite über 1500 m ab. Direkt auf "Messer's Schneide" bewegten wir uns -
teilweise im Reitsitz - vorsichtig auf- und manchmal auch abwärts. Alles
über 7200 m. Der Grat nahm kein Ende, nach einem ersten Gipfel folgte der
zweite. Und danach ein dritter und vierter. Es zog allmählich zu, die Sicht
ging wieder gegen Null, und bei einem weiteren Gipfel, den wir im bröseligen
Fels in IIIer-Kletterei erstiegen, war unser Gipfel erreicht.
Sicher wären
noch weitere Gipfel, die in einer Überschreitung des Berges geendet hätten,
möglich gewesen. In Anbetracht der Anstrengung des Tages und der großen
Entfernung zum Ausgangslager beschlossen wir aber den Rückweg anzutreten.
Mit dem Eindunkeln und bei knackiger Kälte erreichten wir ziemlich erledigt
die Zelte. Schneeschmelzen im Schneesturm bis uns die Augen zufielen war
noch angesagt, bevor uns eine weitere stürmische Akklimatisationsnacht
unruhige Minuten bescherte. Etwas müde aber zufrieden über die gelungene
Akklimatisationstour stiegen wir am nächsten Morgen über Lager I ins
Basislager ab, wo sich unsere Vier-Tages-Runde wieder schloss.
Stürmische Tage im Basislager
Roebi und Hiro zurück im Basislager
Der gestrige und heutige Tag waren geprägt von extremen Winden. Im
Basislager haben wir die Zelte sturmsicher verankert und mussten stundenlang
das Geknatter der sturmgebeutelten Zelte anhören. ..... am Mittwoch soll es
wieder besser werden.
Bis dahin sind wir vier aber schon wieder auf dem Weg über Nyalam ins
südseitige Basislager, um uns an der gewaltigen Südwand des Shisha Pangma
zu versuchen.
Sobald wir das Basislager erreicht haben, werden wir uns mit einem kurzen
Newsletter wieder melden.