AMICAL alpin Manaslu Expedition erreicht Lager II (6600 m)
Am 29. April hatte der Schneefall nach fünf Tagen endlich ein Ende. Bei zwar noch
windigem, aber trotzdem sonnigem Wetter warteten wir den Tag darauf das Setzen der
Schneedecke ab und konnten am 01. Mai - pünktlich zum Tag der Arbeit - wieder den
Weg nach Lager I angehen. Bei der Ankunft im Lager auf 5600 m traute ich meinen
Auge kaum: Qudrat und Dieter hatten schon angefangen zu schaufeln - es waren gerade
drei von zehn Zelten überhaupt zu sehen. Die restlichen sieben Zelte konnte man nur
erahnen und konnten erst im Laufe des Nachmittags in stundenlanger Schaufelarbeit
geborgen werden.
Gipfelaufbau des Manaslu am frühen Morgen vom Basislager aus
Was von 10 Zelten blieb
Tag der Arbeit Petra und Hannes Zelt nach 2-stündigem Graben
Bis zu eineinhalb Meter waren die Löcher tief, die wir graben mussten um an unsere
Ausrüstung und natürlich an die völlig zusammengedrückten Zelte heranzukommen.
Glücklicherweise war der Neuschnee nicht allzu schwer gewesen, so dass sich die
Schäden an den Zelten und vor allem an den Gestängen in Grenzen hielten.
Mit Qudrats und meiner Reparatur-Routine vom Nanga Parbat waren nachmittags um 15:30 Uhr
neun von zehn Zelten wieder bezugsfertig. Das Zelt von Jürgen und Albert stand einen
Augenblick nach dem Ausgraben ungesichert im Gelände - eine Windböe packte es als Ballon
und so dürfte es jetzt auf dem Weg durch die Lüfte nach Tibet sein. Ein Lager III - Zelt
machte den Schaden zunächst wett.
Der 2. Mai stand ganz im Zeichen einer irrsinnigen Gruppenleistung: 1000 Höhenmeter sind
es nach Lager II, dass wir zwar schon einmal erreicht, wo wir aber bisher noch nicht
übernachtet hatten. Diese 1000 Höhenmeter wollten gespurt sein. Zunächst lag der Schnee
nur Knie hoch.
Die ersten Meter nach Lager I auf dem Weg zu Lager II
Gianni freut sich über jeden Höhenmeter - die ersten 250 sind geschafft
Dieter (links) und Gianni in einer der flacheren Passagen in der Mitte des Aufstiegs nach Lager II
Je weiter wir uns aber nach oben vorarbeiteten, desto tiefer wurde der Schnee und umso
anstrengender die Spurarbeit. Manchmal waren gerade mal noch zehn Meter fast hüfttiefe
Spurarbeit möglich, dann stieg der Spurende seitlich aus und der Nachfolgende machte
die folgenden zehn Meter weiter.
Spuren nach Lager II Sepp voraus
Ralf beim Spuren zum Lager II
Spuren nach Lager II Sepp und Qudrat voraus
Als wir nach siebeneinhalb Stunden harter Spurarbeit im Lager II ankamen, waren zwar alle
happy, dass wir es geschafft hatten, aber auch völlig erledigt und teilweise unfähig
irgendetwas zu essen oder zu trinken. Die beiden vormals als Depots aufgebauten Zelte
waren auch hier unter über einem Meter Neuschnee begraben, - was uns aber weiter nicht
mehr schockieren konnte. Innerhalb von zwei Stunden standen auch hier zehn Zelte und so
konnte dieser Akklimatisationsnacht auf 6600 m nichts mehr im Wege stehen.
Aufbruch nach Lager III
Aufbruch von Lager II auf dem Weg nach Lager III
Wetterverschlechterung auf dem Weg nach Lager III
Nach einer für manche eher ungemütlichen Nacht stiegen die meisten am frühen Morgen
bereits ins Basislager ab. Gianni, Sepp,
Qudrat und ich sowie ein parallel agierendes
Zwei-Mann-Frau-Team - sie Österreicherin, er Italiener - wollten noch den Weiterweg
nach Lager III (7450 m) erkunden. Obwohl wir zunächst prima vorankamen, stoppte uns
doch starker Sturm und eine noch unzureichende Akklimatisation auf zunächst 7150 m.
Unser bisher höchster erreichter Punkt.
Qudrat und Gianni auf 7150 m
Der Sturm wird immer stärker
Unser zunächst höchster erreichter Punkt 7150 m
Nach der Rückkehr ins Lager II verbrachten wir dort noch einen lustigen Nachmittag mit
Bündner Fleisch, Käse aus den Dolomiten und Schüttelbrot aus Südtirol. Jeder legte eine
kleine Köstlichkeite dazu - jeder was er gerade so dabei hatte - und ein kleines Fest
war im Gange. Leider bekam Qudrat diese bunte Michung nicht besonders und so stiegen
wir nach einer sehr schlechten Nacht für ihn gemeinsam am nächsten Morgen in aller
Frühe ins Basislager ab.
Und hier sind wir jetzt - Qudrat geht es wieder besser - und hoffen darauf, dass uns das
Wetter in den nächsten Tagen einigermassen angenehm gesonnen sein wird. Wir werden ein
paar Ruhetage machen um danach bei hoffentlich gutem Wetter in Richtung Gipfel aufsteigen
zu können.
Drücken Sie uns die Daumen, - wir werden uns wieder melden.
Für heute beste Grüße aus dem Manaslu Basislager, das Expeditionsteam und die Mannschaft von AMICAL alpin.