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Manaslu Basecamp (4750m), Montag, 13.05.2002

AMICAL alpin Manaslu Expedition nach Gipfelerfolg zurück im Basislager!

Sehr schnell hatten die erhofften Ruhetage nach dem letzten Tiefschneeaufstieg zu Lager II ihr Ende gefunden. Von der Wetterdienststelle Innsbruck hatten wir von deren Leiter Charly Gabl die Vorhersage erhalten, das Wetter würde wahrscheinlich nur bis Freitag halten und auch der Freitag wäre nur bis mittags brauchbar. Also fanden wir uns am späten Dienstag Vormittag, ein Tag nach dem lustigen Geburtstag unseres Expeditionsarztes Hannes Carstensen, im Lager I wieder. Die Sherpas und Qudrat waren schon nachts aufgebrochen, um gleichzeitig Lager II zu erreichen.

Hannes Carstensen morgens zum Geburtstag
Dr. Hannes Carstensen Geburtstag
Bei herrlichstem -aber kaltem- Wetter morgens in Lager I
Dr. Hannes Carstensen Geburtstag Bei herrlichstem -aber kaltem-
Wetter morgens in Lager I

Dieses Mal war der Aufstieg nach Lager II wesentlich weniger beschwerlich als das Mal vorher und so war schon am frühen Mittag die komplette Mannschaft samt Sherpas und Qudrat sowie die beiden sich uns anschließenden Renzo / Italien und Gerlinde / Österreich - also insgesamt 21 Bergsteiger - auf der Aussichtskanzel des Lager II eingetroffen. Ein zwar etwas windiger, aber herrlich klarer Nachmittag war Ausgleich für den langen Aufstieg durch die Hitze des Eisfalls.

Durch den grossen Eisbruch von Lager I nach Lager II
Durch den grossen Eisbruch von Lager I nach Lager II
Durch den grossen Eisbruch von Lager I nach Lager II

Rast im Eisbruch an sicherer Stelle auf 6100 m
Qudrat links - gerade zurück von Lager III und Sepp begrüßen sich
Rast im Eisbruch an sicherer
Stelle auf 6100 m
Qudrat links - gerade zurück
von Lager III und Sepp
begrüßen sich

Die Sherpas und Qudrat hatten am gleichen Vormittag auf dem technisch anspruchsvollsten Teilstück entlang der Fixseile der schon erfolgreichen Norweger zum ersten Mal Lager III erreicht. Es sollte eine lange und anstrengende Etappe werden, die uns am 09/05 erwartete. Steile Schneehänge wechselten mit bis zu 70° steilen Eispassagen ab, bis wir - zum Teil erst spät am Nachmittag - Lager III erreichten.

Albert und Harald hatten dabei besonderes Pech: Albert fiel im Aufstieg zwei Mal in eine Spalte und Harald wehte eine Windboe seine Daunenjacke davon, was ihn zu einem längeren Ab- und Wiederaufstieg zwang. Trotz allem - um 17:00 Uhr waren tatsächlich alle - wirklich alle 21 Mann/Frauen in Lager III auf 7450 m angekommen. Ein erster großer Erfolg. Das Zelte-Aufbauen war bei zunächst heftigem Sturm keine leichte Aufgabe. Mit viel Glück ließ aber der Sturm im Laufe des Nachmittags nach und so waren nicht jedes Mal sechs Mann nötig um ein Zelt aufzubauen.

Lager II in der ersten Morgensonne
Die ersten Schneehänge nach Lager II
Lager II in der
ersten Morgensonne
Die ersten Schneehänge
nach Lager II

Sepp schon oberhalb des Nordsattels
Danu Sherpa im unteren Teil der Eisbrüche nach Lager III
Sepp unterhalb des Eisbruchs nach Lager III © Renzo Corona
Sepp schon oberhalb
des Nordsattels
Danu Sherpa im unteren
Teil der Eisbrüche nach
Lager III
Sepp unterhalb des Eisbruchs
nach Lager III © Renzo Corona

Gianni Goltz in den steileren Passagen hinauf nach Lager III im Sturm
Gianni Goltz in den steileren Passagen hinauf nach Lager III im Sturm
Lager III - 7400 m
Gianni Goltz in den steileren Passagen
hinauf nach Lager III im Sturm
Lager III - 7400 m

Der 10. Mai begann wieder mit auflebendem Sturm, nachdem wir alle um 22:00 Uhr angefangen hatten zu kochen. Kurz nach Mitternacht standen alle fix und fertig vorbereitet vor den Zelten - nur Paula klagte über stärkste Kopfschmerzen, die auch mit starken Schmerzmitteln nicht loszuwerden waren. Da sie auch über einen stark erhöhten Puls und heftigen Druck im Augenhintergrund klagte, war von einem beginnenden Höhenhirnödem auszugehen.

Alle waren zum Abmarsch bereit, und so gab ich ihr zunächst Dexamethason gegen das Hirnödem und ging mit den Anderen los. Ein Bericht von der Shisha Pangma vor Jahren aber, als ein im letzten Lager zurückgelassener Teilnehmer in kürzester Zeit verstarb, trieb mich nach einiger Zeit gemeinsam mit Qudrat zur Umkehr und Sepp konnte mit den anderen Teilnehmern weitersteigen. In kürzester Zeit ereichten Qudrat und ich das Lager wieder und wir konnten uns von der Besserung Paulas Befinden überzeugen.

Sepp von Rotz erreichte zwischen 7:30 Uhr und 9:30 Uhr gemeinsam mit sieben Teilnehmer, unseren beiden Sherpas Danu und Tenzing , Gerlinde Kaltenbrunner / Österreich und Renzo Corona / Italien sowie deren begleitenden Sherpa Lhakpa den Gipfel.

Die Glücklichen unserer Gruppe sind in alphabetischer Reihenfolge:
Alois Bogenschütz, Gianni Goltz, Toni Grassl, Toni Kurz, Reinhard Müller, Dieter Porsche,
Sepp von Rotz, Sebastian Wurm.
Herzliche Gratulation!!!

Gipfelaufbau Manaslu  von Lager III c Renzo Corona
Renzo Corona macht die letzten Schritte zum höchsten Punkt
Renzo Corona kurz vor dem Gipfel
Gipfelaufbau Manaslu
von Lager III
© Renzo Corona
Renzo Corona macht die letzten
Schritte zum höchsten Punkt
Renzo Corona kurz vor
dem Gipfel

Wie letztes Jahr, bei unserer erfolgreichen Nanga Parbat Expedition, hatte es sich wieder als unschätzbarer Vorteil erwiesen bei der Leitung einer 8000er-Expedition zu zweit zu sein und damit auch solche Ausnahmesituationen auffangen zu können. Zwar war die Rückkehr ohne Gipfel für mich zunächst ein schmerzhafter Verzicht, aber mit der Gewissheit im Falle einer Verschlechterung in der Nähe von Paula zu sein und am nächsten Tag noch einen Versuch starten zu können, war die Enttäuschung schnell verdaut. Im Laufe des Vormittags stieg Paula gemeinsam mit unserem Expeditionsarzt Hannes ins Lager II ab und war damit außer Gefahr.

Leider setzte sich die Folge von unglücklichen Begebenheiten fort und im Abstieg vom Gipfel des Manaslu brach Alois Bogenschütz eine Blankeisplatte unter den Steigeisen weg und er stürzte ca. 150 m tief die Gipfelflanke hinunter. Glücklicherweise zog er sich nur eine Bänderdehnung und eine Platzwunde an der Stirn sowie zahlreiche Prellungen zu. Auch hier war wieder Sepp der Retter in der Not und nach meiner Entscheidung so schnell als möglich noch nach Lager II abzusteigen machten sich Sepp mit Alois und Gerlinde an den beschwerlichen Abstieg nach Lager II, wo sich spät abends Hannes um die ärztliche Versorgung von Alois kümmern konnte.

Alois nach seinem 150m Sturz zurück in Lager III
Gianni Goltz nach der Rückkehr vom Gipfel
Alois nach seinem
150m Sturz zurück
in Lager III
Gianni Goltz nach
der Rückkehr vom Gipfel

Kaum war Alois außer Sichtweite kam Renzo Corona vom Gipfel zurück und klagte über Atembeschwerden und starken Leistungsverlust. Ein Lungenödem war im Anmarsch und damit die Entscheidung für den nächsten Tag klar: wichtigste Aufgabe würde sein Renzo trotz seines Lungenödems ins Tal bringen zu können. Für diesen Nachmittag war es zu spät, also hieß es mit Nifidepin eine hässlich stürmische Nacht herumzubringen. Bereits um 5:30 Uhr am 11. Mai begannen wir im Sturm mit dem zeitaufwendigen Zeltabbau und es sollte leider 8:00 Uhr werden, bis Renzo und ich uns zum Abstieg aufmachen konnten.

Der kleine Gegenanstieg zum Beginn der Fixseile wurde zum Martyrium und es dauerte viele Stunden bis ich mit Renzo über die Fixseile und viele Abseilstellen zurück in Lager II war. Auch hier entschieden wir uns noch nicht zum Anhalten - Renzo sollte so tief als möglich seine letzte Nacht am Berg verbringen. Um 19:00 Uhr erreichten wir Schritt für Schritt für Schritt gemeinsam mit Sepp und Gerlinde Lager I. Phuri Sherpa war uns entgegekommen und begleitete mich noch hinunter ins Basislager, wo ich um 22:00 Uhr todmüde in den Schlafsack fiel. Sepp verbrachte nochmals mit Renzo und Gerlinde eine Nacht in Lager I.

Renzo schafft seine  ersten selbständigen Schritte zu den Fixseilen
Die letzten Schritte für Renzo nach Lager I
Renzo verschnauft zwischen Lager III und Lager II
Renzo schafft seine ersten
selbständigen Schritte zu
den Fixseilen
Die letzten Schritte für
Renzo nach Lager I
Renzo verschnauft zwischen
Lager III und Lager II

Der 12. Mai ist schnell erzählt: Zu guter Letzt trafen Sepp mit Gerlinde und Renzo wieder im Basislager ein und alle waren weitestgehend fit zurück. Alois wird den Nachhauseweg mit dem Helikopter antreten und auf den Rest der Mannschaft wartet zum Ausklang der Expedition noch das Ausnahmetrekking "Rund um den Manaslu". Am Abend war hier noch große Gipfelfete, zu der selbstverständlich auch alle anderen am Berg agierenden Expeditionen herzlich eingeladen waren.

Gipfelfete
Gipfelfete
Gipfelfete

Gipfelfete
Gipfelfete
Gipfelfete
Gipfelfete

Für mich war es seit sechs Jahren das erste Mal, dass ich den Gipfel eines Expeditionsziels nicht auch persönlich erreichte. Der zunächst schmerzliche Misserfolg sieht im Licht der weitestgehend gesunden Rückkehr der eigenen Mannschaft - teilweise mit Gipfelerfolg aber auch mit Unfällen - jedoch schon ganz anders aus. Einen schwer Lungenödemkranken aus 7400 m Höhe glücklich ins Tal zu führen und dafür auf den Gipfel verzichtet zu haben, ist jetzt im Rückblick die schönere Leistung und erfüllt mich mit Genugtuung und Zufriedenheit in Ausübung meines Berufs als Bergführer.

Für Ihr Interesse während der letzten Wochen darf ich mich bedanken.

Genauso wie bei meinen langjährigen, persönlichen Sponsoren SCHÖFFEL Sportbekleidung,
GORE-TEX footwear, CICLO Sportuhren und der Sparkasse Bühl, ohne deren materiellen und finanziellen Unterstützung ich den zeitlichen Aufwand für mein umfangreiches, persönliches Vorbereitungstraining nicht leisten könnte.

Zuletzt darf ich mich auch bei meinen Kolleginnen Nicola Roth und Andrea Müller, sowie unserem Internetspezialisten Klaus Friedmann bedanken, ohne die das Zustandekommen dieser Seiten nie möglich wäre.

Ralf Dujmovits
AMICAL alpin


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Alle Bilder © AMICAL alpin www.amical.de - © Christine Kopp

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