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05.05.2006

Sturmzeit

Die Musik von "Coldplay" singt bereits den ganzen Vormittag aus den Lautsprecher-Boxen des Gemeinschaftszeltes und verwandelt das gemütliche Geschehen im Basislager in eine musikuntermalte Idylle. Die täglich verlässliche Sonne hat schon einige Plätzchen und Wege ausgeapert, die einen Anflug von Frühlingsgefühlen vermitteln. Es ist nicht zu erahnen, was in den Köpfen der Bergsteiger, die ihre Zelte neu verankern und Schuhe, Wäsche und Schlafsäcke bedächtig trocknen, vorgeht. Gemeinsam ist ihnen sicher die Freude über die Rückkehr ins Basislager, die ausgiebig zelebriert wird und beinahe greifbar ist.

Ralf unter Beobachtung im Basecamp  - © N.Steinlechner
Ralf unter Beobachtung im Basecamp
© N.Steinlechner

Nass, kalt und wenig Sauerstoff
Zwei Nächte und einen Tag verbrachte das Team auf 7.240 Meter Höhe im Zelt, während draußen ein mächtiger Sturm Schnee auf die Zeltaußenwände peitschte und jeglichen Ausgang verwehrte. Über 36 Stunden auf engstem Raum eingepfercht - fünf Menschen auf drei Minizelte aufgeteilt -, die nicht unter dem Stern reinster Gemütlichkeit standen. Durch die offenen Schlitze, die der Zufuhr von Sauerstoff, der ohnehin knapp bemessen war, dienen sollten, warf der Sturm Schnee ins Zelt und auf die Schlafsäcke, in denen Gestalten beinahe regungslos eingemummt lagen. In den Nächten eisten die Zeltinnenwände bis zu einem Zentimeter dick ein. Der Sturm lockerte Partikel der Eisschicht und veranlasste so auch im Zelt einen konstanten Rauhreifniederschlag - hinunter auf die ohnehin nur spärlich Schlafenden, bis die Feuchtigkeit bis in die tiefsten Schichten der Schlafsäcke vorgedrungen war.

Hiro im engen Hochlagerzelt  - © V.Gustafsson
Gerlinde in einer steileren Passage  - © V.Gustafsson
Ralf auf dem Weg nach Lager II  - © V.Gustafsson
Hiro im engen Hochlagerzelt
© V.Gustafsson
Gerlinde in einer
steileren Passage
© V.Gustafsson
Ralf auf dem Weg
nach Lager II
© V.Gustafsson

Blitzlichter
Die hohe Feuchtigkeit, die synthetischen Fasern und die Reibung, die durch die Bewegung des Sturms erzeugt wurde, veranlassten lauter kleine Blitze, die in den Zelten herumspukten. "Disco Night at High Altitude", betitelte Veikka dieses außergewöhnliche Erlebnis.

Veikka mit schöner Aussicht  - © G.Kaltenbrunner
Gänsemarsch zu Lager II  - © V.Gustafsson
Andrew Lock auf dem Weg nach Lager II  - © V.Gustafsson
Veikka mit schöner Aussicht
© G.Kaltenbrunner
Gänsemarsch zu Lager II
© V.Gustafsson
Andrew Lock auf
dem Weg nach Lager II
© V.Gustafsson

Home sweet home
Nachdem der Sturm vorgestern früh etwas nachgelassen hatte und die beabsichtigten zwei Akklimatisationsnächte oberhalb von 7.000 Meter absolviert waren, stiegen Gerlinde, Ralf, Hiro, Veikka und Andrew Mittwoch Vormittag wieder ab und trafen am frühen Nachmittag keuchend, hustend, hungrig und voller Freude über die Annehmlichkeiten des sturmverschonten Basislagers auf 5.300 Meter ein.

Hier werden sie vorerst rasten und wieder auftanken, um schließlich auf eine wind- und feuchtigkeitsarme Phase am Kantsch zu warten, die ihnen den Weg zum Gipfel freigibt

Nathalie Steinlechner aus dem Kantsch-Basislager


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Alle Bilder © AMICAL alpin www.amical.de

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