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01.05.2006
Dem Gipfel wieder näher
"7.240 Meter und es schneit ziemlich", funkt Gerlinde heute Nachmittag aus
dem Lager II ins Basislager. "Wir sind müde vom steilen Aufstieg, aber im Großen und Ganzen geht es uns sehr gut und jetzt wird fleißig Eis zu Schmelzwasser gekocht. Bis vor kurzem hatten wir einen genialen Ausblick bis zum Makalu!"
Spuren bis ins untere Lager II
Samstag früh in den eisigen Stunden vor Sonnenaufgang brach das
Expeditionsteam voller aufgeladener Energiereserven zur zweiten
Akklimatisationstour auf. Nach einer Nacht in Lager I setzten sie am Sonntag
um 7:15 Uhr früh die Aufstiegsroute ins untere Lager II fort. Wie bereits
beim ersten Versuch schluckte der Gletscherkessel der ersten Etappe sie mit
aufgestauter Hitze. Obwohl ein sehr starker Wind die zuvor gelegten Spuren
über Nacht verwischt und verblasen hatte und jeder Schritt tief im Schnee
versank, kamen sie gut voran. Ab dem kleinen, bei der ersten
Akklimatisationstour angelegten Depot folgte ein steiler Aufstieg, der nach
Einschätzung von Ralf und Gerlinde nach starkem Schneefall sehr
lawinengefährlich sein kann. Hier spurte das Team abwechselnd durch bis zu
hüfttiefen Schnee. Einen Teil der Spurarbeit übernahm schließlich die
spanische Expedition, die sich die gleiche Tagesetappe zum Ziel gesetzt
hatte.
Ein enormer Sturm erfasste die fünfköpfige Gruppe entlang des 400
Höhenmeter steilen Aufstiegs, der unter anderem mit Blankeispassagen
durchsetzt war und an dessen Ende sie das untere Lager II unterhalb eines
Gletscherbruchs in ca. 6.750 Meter Höhe erwartete.
Eisige Unheimlichkeiten
Die Nacht im unteren Lager II, in dem sich auch die restlichen
Kangchendzönga-2006-Expeditionen eingefunden hatten, verlief vorerst ruhig,
bis ein markerschütterndes Krachen Aufregung und Licht in die verstreuten
Zelte brachte. "Es hat sich so angehört, als wäre das Eis direkt unter den
Zelten gerissen und als würde uns diese Spalte jeden Moment verschlucken,"
schildert Gerlinde die unheimliche nächtliche Begebenheit. Irgendwo in der
Nähe musste unterirdisch etwas zusammengebrochen sein und das Eis hatte
nachgegeben. Erstaunlicherweise verfiel das Camp anschließend wieder in
einen ruhigen Höhenschlaf.
Teilweise senkrechte Passagen ins Lager II
Morgens froh das spaltenreiche Lager wieder zu verlassen begann der heutige
Tag mit einem 80-85 Grad steilen Aufstieg, in dem die Sherpas der
südamerikanischen und Schweizer Expeditionen bereits Fixseile verlegt
hatten. Die heutige Route hatte mehrere beinahe senkrechte Aufschwünge aufzuweisen,
in denen teilweise in blauem Eis geklettert werden musste. Die gesamte
Tagesetappe wechselten sich Tiefschneepassagen mit Blankeiskletterei ab.
Aussicht auf die letzten 1000 Hm des Gipfelaufstiegs
Die höchsten Nächte
In Lager II auf 7.240 Meter Höhe wurden die Zelte im hereingebrochenen
Schneefall für die zwei höchstgelegenen Akklimatisationsnächte in dünner,
eisiger Luft aufgebaut. Morgen erkunden Gerlinde, Ralf, Hiro, Veikka und
Andrew die in dieser Saison noch unangetastete Aufstiegsroute Richtung Lager
III und wollen einen Teil der Route mit Fähnchen ausflaggen. Am Mittwoch
beginnt der Abstieg ins Basecamp auf ein weiteres Kräftetanken. "Auch wenn
der Tag sehr anstrengend war geht es uns allen sehr gut. Das Team versteht
sich untereinander ausgezeichnet," kracht es noch aus dem Funkgerät, bevor
wir uns bis zum nächsten Kontakt durch das hereingebrochene Graupelgestöber
verabschieden.
Am Samstag Nachmittag konnten wir Joao Garcia aus Portugal, nachdem er seinen kranken Kletterpartner Toze nach Kathmandu begleitet hat, wieder im Basecamp begrüßen. Toze ist
mittlerweile nach einer Blinddarmoperation am Weg der Besserung in Portugal
gelandet. Joao ist heute ins Lager I zur Akklimatisation aufgebrochen.