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22.04.2006
Puja-Day
Der Tag, an dem die Götter, die seit ewigen Zeiten diese Schneewelt um den Kangchendzönga und seine in die Wolken
ragenden, spitzen Gipfel bevölkern, gnädig gestimmt werden. Für einen guten Besteigungsverlauf. Für gute Stimmung
im Basislager. Bereits in den Morgenstunden, in denen die Sonne in wenigen Minuten Frost und klirrende Kälte in
angenehme Wärme und kurz darauf in stechende Hitze verwandelt, roch das Basecamp nach dem Rauch würziger, die Götter
betörender Kräuter.
Sitaram, unser Basislager-Haubenkoch brutzelte bereits singend Köstlichkeiten in einer Art gebackener "Hasenohren"
während unser Lama Dabarita-Sherpa unter Anwendung spitzfindigster Feinmotorik religiöse Figuren aus braunem
Tsampa-Teig und weißer Yakbutter zauberte. In gemeinschaftlicher Anstrengung wurde der Puja-Platz wenige Meter
über den Zelten vom Schnee befreit und die Gebetsfahnen, deren Farben die fünf tibetischen Elemente präsentieren
in fünf verschiedenen Richtungen ausladend verhängt.
Figuren-Misch-Masch
Angespannt beobachteten wir wie Daba stolz gebrüstet sein feingliedriges Figurenwerk auf einem Tablett durch den
schmelzenden Schnee zum Puja-Platz manövrierte. Kein Atemzug durchkreuzte die leichte Brise, als der Schnee, auf
dem das Tablett zwischengelagert war, nachgab, die ganze Figurenpracht auf den Boden rieselte und sich in seine
Einzelteile zerlegte. Erschrocken aber zuversichtlich bastelte Daba Schaf, Gott, Baum, Mond und Sonne wieder
zusammen und richtete den Altar zu Ehren des Berggottes "Sungma" ein.
Heimliche Delikatessen
Wir wurden aufgefordert unsere heimlichen Köstlichkeiten aus den versteckten Winkeln unserer Zelte als Opfergaben
zu offenbaren - und so landeten unvermutet feinste Schokoladen, Kekse, Kartoffel- und Hummerchips, Obst und äußerst
begehrenswerte Zuckerln in einer verführerischen Schüssel am Fuß des Altars.
Weihung des Berg-Equipments
Angrenzend zum heiligen Schrein waren Gegenstände zur Weihung in Reih und Glied aufgestellt: Berg-Equipment - Pickel,
Helme, Seile, Klettergurte oder Talismane wie "Rudolph the Red Nose Reindeer" als Stofftier oder Armreifen zur Weihung.
Unter Dabarita-Sherpa Lamas Gebets-Gesängen streuten wir Reis und verfolgten ehrfürchtig das obligate Basecamp-Zeremonial,
das von den Rauchschwaden brennender Wacholderzweige durchzogen wurde.
Zeremonie a la carte
Schokolade, Chips und Hasenohren vereinigten sich in der brütenden Hitze zu einem fast homogenen, süß saurem Klumpen,
den wir - nachdem die Götter ihre Lieblingsköstlichkeiten herausgenascht hatten " als beispielloses Mittagessen verzehrten.
Seit gestern flattern also bunte Gebetsfahnen über dem Basislager. Das Unternehmen "Kangchendzönga 2006" wurde unter die Gnade
der Götter gestellt. Die Expedition kann ihren weiteren Lauf nehmen.