Genuss und Aufregung im Basislager
Langsam und stoßweise entwickelt sich das Basislager zu einem gemütlichen und einladenden
kleinen Schneedorf. Blaue Tonnen stehen als notdürftige, aber nicht minder praktische
Kleider- und Materialkästen vor den Zelten. Wenn es das Wetter erlaubt werden die Zeltdächer
tagsüber mit feuchten oder frostigen Schlafsäcken oder weitgewanderten Schuhen zum Trocknen geschmückt.
Duschluxus im Basislager
Vor wenigen Stunden wurde das Duschzelt aufgestellt - der letzte kleine Luxus in diesem
abgeschiedenen Winkel Nepals. Das Wasser für das Waschzeremonial wird über eine "Wassergewinnungsanlage"
erworben. Dafür legte das Team in einer Art "Joint Venture" eine blaue Folie schräg in den Hang,
bedeckte sie mit Schnee und warf die Folie am unteren Ende zu einem Trichter auf, der in eine blaue
Tonne mündet, in der das Schmelzwasser gefasst und zu Duschzwecken in der Küche aufgewärmt wird.
Die Sonne, die hier oben selbst durch die Wolkenschicht hindurch starke Strahlen ins Basecamp schickt,
tut ihr Übriges.
Leise rieselt der Schnee
In der ersten Nacht hat sich der Himmel verdüstert und innerhalb der letzten beiden Tage 35
Zentimeter Schnee ausgespuckt. Die dadurch entstandene Ruhe und die eingeschränkte Bewegungsfreiheit
führte zu enormer Stille im Basecamp. Nur vereinzelt sah man eingemummte Menschen von Zelt zu Zelt
huschen. Um etwa halb fünf ruft Thonze täglich zur allgemeinen "Tea Time", was wiederum zu
entschlossenen Reißverschlussgeräuschen führt und dazu, dass entspannte Menschen sich im
Gemeinschaftszelt zu Tee, Kaffee, Kakao aus Schmelzwasser und Keksen einfinden, die aktuelle,
politische Lage Nepals besprechen und sagenhafte Bergsteigergeschichten oder jeweilige Symptome
der Höhenakklimatisation beplaudern.
Surrende Luft
Veikka, dessen Durst am Ende der gestrigen Tea Time gestillt war und dessen Sehnsucht nach den
privaten, gelben Zeltwänden ihn wieder in sein Domizil lockte, stach bald nach Verlassen wie vom
Schneeleoparden verfolgt zurück ins Gemeinschaftszelt, rief: "Everybody stay in their tents!" und
nahm sich die Mütze vom Kopf, unter der sich die Haare wie Drahtseile vom Kopf gen Himmel reckten.
Sein ganzer Körper habe gesurrt da draußen, wo kein Donner und kein Blitz zu vernehmen war. Große
Aufregung in der jurtenähnlichen Gemeinschaftskuppel, in der nun eine rege Diskussion über sämtliche
bekannte Experimente und wissenschaftliche Erkenntnisse des Faraday`schen Käfigs entflammte, in
dem man sich vor Blitzschlag und elektrischen Aufladungen der Luft in Sicherheit bringen kann.
Gute Stimmung
Gestern Nacht haben die Wolken die Sicht auf ein atemberaubendes Panorama freigegeben. Kangchendzönga,
Yalung, Kabru, die in den Himmel ragen und der Yalung-Gletscher zu unseren Füßen sorgen für eine
spektakuläre Aussicht. Die Stimmung im Basislager ist gut. In einigen Tagen wollen Gerlinde, Ralf,
Hiro und Veikka zu ihrer Akklimatisationstour bis zu einer Höhe von 7.500 Metern aufbrechen.