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29.07.2010

3. Newsletter K2 Expedition 2010

Liebe Freunde,

Schon 2007 hatten Gerlinde und ich vom K2 geschrieben: “Es hat nicht sollen sein”. Auch 2009 war Gerlinde der Gipfelerfolg versagt. Ja, auch diesmal, bei unserem ersten Gipfelversuch 2010 können wir leider nichts anderes berichten.

Voller Zuversicht und Überzeugung waren wir am 24. Juli um 4.00 Uhr früh gemeinsam mit Frederik, seinem Teamkollegen Trey, dem Italo-Amerikaner Fabrizzio und 3 polnischen Bergsteigern vom Basislager aufgebrochen. Durch den zuvor gefallenen Schnee hatten wir reichlich zu spuren, der starke Wind tat sein Übriges, wir kamen aber ohne Probleme an unserem Biwakplatz auf 6300m an.

Tief winterliches Wetter im Basislager vor dem 1. Gipfelversuch In der Querung unterhalb von Lager II Zeltaufbau am Platz von Lager II bei stürmischen Bedingungen
Tief winterliches Wetter im Basislager vor dem 1. Gipfelversuch In der Querung
unterhalb von Lager II
Zeltaufbau am Platz von Lager II
bei stürmischen Bedingungen

Nach einer sehr stürmischen Nacht setzten wir tags darauf erst um 7.15 Uhr unseren Aufstieg bis 7100m fort. Noch wussten wir noch nicht, dass der Sturm den Bergsteigern am Abruzzengrat in Lager II alle Zelte zerstört hatte und sie wieder ins Basislager absteigen mussten.

Bei uns an der Cesen-Route hatte der Wind zunächst ganze Arbeit geleistet, der Schnee war komplett verblasen, sodass wir bis 7100m gute Verhältnisse vorfanden. Zwar blieb uns jegliche Sicht verwehrt und es war sehr kalt, aber wir kamen gut voran und waren voller Hoffnung, dass sich das Wetter bessern würde. An unserem Biwakplatz vom Akklimatisationsaufstieg angekommen, fixierten wir bei Sturm und Schneefall sofort das Zelt und versuchten, unsere nassen Daunenanzüge, Handschuhe, Fotozeug,… zu trocknen. Wir waren beide sehr gespannt, was uns am nächsten Tag erwarten würde.

An einer der vielen Steilstufen zwischen Lager II u. Lager III Kurz vor Lager III legt sich das Gelände etwas zurück Gerlinde genießt die 2 sturmfreien Kubikmeter unseres Biwakzeltes
An einer der vielen Steilstufen zwischen Lager II u. Lager III Kurz vor Lager III
legt sich das Gelände etwas zurück
Gerlinde genießt die 2 sturmfreien Kubikmeter unseres Biwakzeltes

Gerlinde stellte sich den Aufstieg genau vor, kennt sie diesen doch sehr gut, jedoch sah diesmal wieder alles anders aus. Der Wind hatte zum Glück in den Morgenstunden nachgelassen, sodass wir energiegeladen und sehr optimistisch weiterstiegen. Gerlinde und ich waren voraus und leisteten uns leider einen “Verhauer”. Gerlinde war überzeugt, dass wir uns auf ca. 7400m weiter links halten müssten, ich tendierte nach rechts. Wir verloren eine knappe Stunde, in der uns die Anderen einholten.

Oberhalb von Lager III beginnt brüchiges Kombigelände Ralf im Aufstieg auf ca. 7500m Aussicht Richtung Süden zum Masherbrum - In Bildmitte unten der Pastore-Peak
Oberhalb von Lager III beginnt brüchiges Kombigelände Ralf im Aufstieg auf ca. 7500m Aussicht Richtung Süden zum Masherbrum - In Bildmitte unten der Pastore-Peak

Die Route zeigte sich dieses Mal völlig anders: wenig Eis, viel brüchiger Fels und ab ca. 7500m immer wieder große Triebschneeansammlungen, die uns ein schnelles Vorwärtskommen unmöglich machten. Der Tag selbst war einmalig, wunderschön und wie von Charly angekündigt, windarm. Im Licht der tief stehenden Sonne leuchteten die umliegenden und auch fernen Gipfel in einem schier unwirklichen rot. Diese Momente - voller Mystik, Energie, Lebendigkeit - erfüllen unser Dasein unendlich. Sehr spät erreichten wir knapp unterhalb der Schulter unseren vorgesehenen Biwakplatz. Notdürftig errichteten wir eine kleine Plattform für unser Zelt. Beide auf dem einzigen engen Liegeplatz sitzend, diskutierten wir, ob wir für den Gipfelversuch in dieser Nacht, genügend Regeneration hätten. Um Mitternacht erübrigte sich diese Frage dann ohnehin, als der Wind wieder stark zulegte… Durch die ungemütliche Rastposition und eisigen Zehen starteten wir sehr früh unseren Kocher, bevor wir uns um 8.30 Uhr an den Abstieg machten.

Gerlinde im Kombi-Gelände kurz nach Lager III “Auf einen weiteren  Versuch!” Abendstimmung über Broad Peak und Chogolisa
Gerlinde im Kombi-Gelände
kurz nach Lager III
“Auf einen weiteren Versuch!” Abendstimmung
über Broad Peak und Chogolisa

Zum 5. Mal war Gerlinde nun an der Schulter oder oberhalb, und trotzdem verspürte sie kaum Enttäuschung, nach der ich sie fragte. So ist sie: Vergangenes ist vergangen, gedanklich war sie schon wieder mit den Vorbereitungen für den nächsten Versuch beschäftigt. Am Einstieg wartete unser Küchenhelfer “Serbas” mit Marillensaft (aus getrockneten Aprikosen zubereitet). Er sagte nur zu uns: “Inshallah next time”, Hauptsache gut zurück”. Ja er hatte Recht. Im Abstieg waren wir mit häufigem Steinschlag und unterhalb von 6500m mit sehr viel Schmelzwasser konfrontiert, sodass wir sehr erleichtert waren, um 17.00 Uhr nach 3000 Höhenmeter Abstieg zwar müde aber gut im Basislager angekommen zu sein. Um 19.00 Uhr lagen wir in unseren Schlafsäcken und erwachten am nächsten Morgen erst um 9.00 Uhr!! Drei Expeditionen vom Abruzzengrat packten heute früh ihr Basislager zusammen und verabschiedeten sich.

Wir werden uns jetzt einige Tage ausrasten und hoffen, dass wir noch eine zweite gute Chance bekommen werden - und diese dann auch nützen werden können. An alle ein ganz herzliches Dankeschön für’s Daumen halten. Bevor es noch einmal losgeht melden wir uns wieder.

Inzwischen ganz herzliche Grüße aus dem im Moment völlig eingetrübten Basislager senden

Gerlinde und Ralf


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Alle Bilder © AMICAL alpin

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