Höhe: 8611 m
Geografische Lage: Hoher Karakorum / Baltoro Mustagh
Längengrad: 76° 31' 0'' E
Breitengrad: 35° 53' 0'' N
Der K2 oder Chogori (8611m), zweithöchster Berg der Erde, hat in den vergangenen Jahren neben dem Mt. Everest wahrscheinlich mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen als irgendein anderer Berg der Erde. Da er zu den hohen 8000ern zählt, extreme Anforderungen sowohl im Eis als auch im Fels stellt, zudem im Karakorum bei weitem kein so stabiles Hochdruckwetter wie im Nepalesischen Teil des Himalayas herrscht, ist der K2 als der schwerste und anspruchsvollste aller 8000er einzustufen.
Seinen Namen erhielt er von dem britischen Vermessungsingenieur T. G. Montgomery, der 1856 die Gipfel im Karakorum aus größerer Entfernung kartierte und dabei der Reihe nach durchnummerierte (das K steht dabei für Karakorum). Zu Ehren von Henry Haversham Godwin-Austen, dem Leiter dieser Expedition, wurde der Berg früher auch „Mount Godwin Austen“ genannt.
Die erste Besteigung des K 2 gelang am 31. Juli 1954 über den Abruzzi-Sporn durch Lino Lacedelli und Achille Compagnoni. Dank einer ungeheuren Anstrengung von Walter Bonatti und dem Hunza Träger Mahdi wurde Sauerstoff über die "Schulter" - ein entscheidender Felsriegel in etwa 7.600 m Höhe - hinauftransportiert, um den beiden Italienern bei ihrem erfolgreichen Aufstieg zum Gipfel zu unterstützen.
DAS KARAKORUM
"Der Karakorum ist anders als der Himalaya - höher, schroffer, wilder und unzugänglicher. Er ist das höchste Gebirge auf unserem Planeten. Nirgendwo sonst gibt es eine solche Anhäufung von Bergen und Gebirgsketten von sechs-, sieben- und achttausend Metern Höhe..." So beginnt der excellente Bergfotograf Jürgen Winkler den Abschnitt über das Karakorum-Gebirge in seinem wunderschönen Bildband "Himalaya"
Und der große britische Forschungsreisende Francis Younghusband äußerte bereits 1887 über die Benennung des Gebirges: "Karakorum bedeutet 'schwarzer Kies', und kein unangebrachterer Name ist vorstellbar für eine Kette der höchsten verschneiten Gipfel der Erde."
Diese beiden Statements aus berufenem Munde bringen es so ziemlich genau auf den Punkt: obwohl der höchste Berg unseres Planeten ebenso wie neun weitere der insgesamt vierzehn 8000er der Erde zum benachbarten Himalaya zählt, ist der Karakorum das eigentlich höchste Gebirge der Erde.
Denn hier findet sich etwa die Hälfte der hundert höchsten Erhebungen unseres Planeten auf engstem Raum! Während sich
der Himalaya-Hauptkamm zwischen den einzelnen Gebirgsgruppen über weite Strecken hinweg wesentlich niedriger und „zahmer“ gestaltet, stehen die kühnen Gipfel des Karakorum dicht an dicht in ununterbrochener Folge beieinander. Und das soweit das Auge reicht, denn die Ausdehnung des Karakorum ist bei weitem nicht gering, wie der Vergleich mit dem räumlich größeren Himalaya suggerieren mag. Über 130 Siebentausender und ungezählte Bergspitzen über 6000m Höhe gehören seit Jahrzehnten zu den anspruchsvollsten Zielen der Weltelite der Bergsteiger. Und noch immer locken zahlreiche jungfräuliche Gipfel zur Erstbesteigung!
Das Wort "Karakorum" stammt aus dem Türkischen und wurde vermutlich zuerst für die Benennung des 5575m hohen Karakorum-Passes verwendet, über den von Alters her ein Karawanenweg von Turkestan nach Ladakh führt. Erst viel später erhielt die ganze Gebirgsgruppe Ihren Namen.
GEOGRAFIE
Das der Karakorum ein eigenständiges Gebirge ist, daran gibt es heutzutage eigentlich keinen Zweifel mehr. Noch um die Jahrhundertwende wurde der Karakorum jedoch fälschlicherweise oft als Teil des Hindukusch betrachtet, während geographisch weniger bewanderte Zeitgenossen noch heute gern großzügig vom Himalaya sprechen, wenn sie eigentlich den Karakorum meinen.
Gegliedert ist der Karakorum in verschiedene Gebirgsgruppen, die - wie zum Beispiel Baltoro Muztagh, Batura Muztagh, Hispar Muztagh oder Saser Muztagh - mit dem Wort ‘Muztagh‘ bezeichnet werden, das ebenfalls aus dem Türkischen stammt. Die Bedeutung ‘Eisgebirge‘ trifft in diesem Fall auch besser zu, als der ‘schwarze Kies‘, mit dem das ganze Gebirge bezeichnet wird.
Der Karakorum ist das am stärksten vergletscherte Hochgebirge der Erde. Der Grad der Vergletscherung ist etwa dreimal so hoch wie im Himalaya, und auch die Dimensionen der Gletscher sind um Größenordnungen anders! Lässt man die arktischen Regionen unberücksichtigt, so fließen hier die längsten Gletscher der Erde. Mit 78km Länge ist der Siachengletscher dabei der Spitzenreiter. Die längste ununterbrochen vergletscherte Strecke misst jedoch gar 120km und wird von Biafo- und Hispar-Gletscher gebildet, die durch den ebenfalls voll vergletscherten Hispar-Pass miteinander verbunden sind. Weitere große Gletscher sind der Baltoro-Gletscher (58km), der Batura-Gletscher (ebenfalls 58km) sowie der Chogo-Lungma-Gletscher (45km). Die beiden letztgenannten fließen aus den eisigen Höhen der Hochgebirgsregionen bis hinunter in die Siedlungsgebiete, wo sie erst in unmittelbarer Nähe der umliegenden Felder bzw. des Karakorum Highway enden.
Das Herzstück des Karakorumgebirges bildet die mächtige Baltoro-Gruppe, zu der auch die vier Karakorum-8000er gehören:
• K2 (8611m, ursprünglicher Name: Chogori)
• Broad Peak (8047m, auch Falchan Kangri)
• Gasherbrum I (8068m, auch Hidden Peak)
• Gasherbrum II (8035m)
Darüber hinaus befinden sich dort noch zahlreiche weitere berühmte Eisriesen, wie z.B. Chogolisa, Muztagh Tower und Masherbrum, aber auch die Granittürme der Trango-Gruppe, Uli Biaho Tower, Kathedrale und unzählige weitere kühne Spitzen.
K2-Chronik bis zur Erstbesteigung 1954
1272/1274
Der Venezianer Marco Polo kommt auf seiner Reise zum Großkhan in China nahe am Karakorum vorbei.
1535/1838
G.T. Vigne unternimmt ausgedehnte Reisen in Kaschmir, Ladakh und Baltistan. Seine genauen Beschreibungen betreffen auch Teile des Karakorum.
1856
Der Münchner Forschungsreisende Adolf Schlagintweit dringt als erster Europäer in das Baltorogebiet vor. Im August 1856 ist er in Askole und ersteigt den (östlichen) Mustaghpass.
1856
Capt. T.G. Montgomerie, Vermessungsoffizier des britischen Survey of India sichtet aus 200 Kilometern Entfernung im inneren Karakorum eine >Zusammenballung hoher Gipfel<. Er nummeriert die erkennbar höchsten mit K 1, K 2, K 3, usw. Das K steht für Karakorum. Der erst viele Jahre später bekannt gewordene einheimische Name Chogori setzt sich gegen K 2 im internationalen Gebrauch nicht durch. Namensgebungen nach Männern der Survey of India (etwa Montgomerie, oder Godwin-Austen) unterbleiben.
1861
Der britische Colonel Henry Haversham Godwin-Austen, Vermessungsoffizier der Survey, erforscht von einigen Balti begleitet große Teile des westlichen Karakorum und seiner Gletscher. Ihm ist die erste Übersichtskarte (1:500 000) zu verdanken, wie auch die erste Beschreibung des Zugangs zum K 2.
1888
Sir Francis Younghusband, in Indien geborener britischer Offizier und tüchtiger Asienforscher, kommt auf einer seiner weiten Reisen in den Karakorum und gewinnt >überwältigende Eindrücke< von den Bergriesen und Gletscherströmen.
1892
Der Engländer Lord William Martin Conway kommt bei seiner Forschungsreise bis an den Fuß des K 2 heran.
1902
Eine Expedition unter Leitung von Oscar Eckenstein versucht die Besteigung des K 2 über den Nordostsporn. Der obere Godwin-Austen-Gletscher wird erkundet und das Windy Gap erreicht. Vermutlich höchste Höhe am K 2: 6 200 Meter.
1909
Luigi Amedo von Savoyen, Herzog der Abruzzen, erkennt bei seiner Expedition zum K 2 im Südostsporn, später Abruzzi-(Abruzzen-)Sporn, die günstigste Aufstiegsroute. Die Expedition kommt über 6000 Meter nicht weit hinaus. Wertvolle fotografische Ausbeute.
1929
Der savoyische Fürst Aimone di Savoia-Aosta, Herzog von Spoleto, verzichtet bei seinem Plan, den K 2 zu besteigen, später auf das bergsteigerische Ziel und arbeitet wissenschaftlich. Ein Spähtrupp steigt bis zum Fuß des Sellasattels an, um den Abruzzigrat zu studieren.
1937
Die Shaksgam-Expdition mit Eric Shipton und Michael Spender fotografiert und kartographiert die Nordseite des K 2.
1938
Der Amerikaner Charles Huston leitet eine Kleinexpedition zum K 2, die über den Südostsporn - Abruzzigrat - aufsteigt und zwischen der Schulter und der >schwarzen Pyramide< scheitert. Erstmals werden die Schlüsselstellen am Abruzzigrat geklettert. Diese erste Kleinexpedition kann, ohne den Gipfel erreicht zu haben, einen bedeutenden Erfolg verbuchen.
1939
Der Deutsch-Amerikaner Fritz Wiessner kommt bei einem Gipfelangriff bis wenige hundert Höhenmeter unter die Spitze des K 2. Im Abstieg stirbt Dudley Wolfe. Beim Versuch, Wolfe zu retten, bleiben drei Sherpas verschollen.
1953
Charles Huston führt seine zweite Expedition zum K 2. In gut 7 500 Meter Meereshöhe angekommen, wird das Wetter schlecht. Die ganze Mannschaft steigt ab. Art Gilkey erkrankt. Beim Versuch, ihn abzuseilen, stürzen fast alle. Wie durch ein Wunder bleiben sie in den Seilen hängen. Art Gilkey kann nicht mehr gefunden werden.
1954
Eine italienische Großexpedition bezwingt den K 2 nach langer Belagerung am 31. Juli. Lino Lacedelli und Achille Compagnoni erreichen den Gipfel über den Abruzzigrat.
Die Erstbesteigung des K2
Eine italienische Expedition sollte "für das Vaterland" bersteigerische Ehren am K2 erringen, nachdem Franzosen an der Annapurna, Engländer am Mount Everest und Hermann Buhl am Nanga Parbat ihre Landesflaggen gehisst hatten.
Die Leitung wurde Professor Ardito Desio anvertraut, dem bekannten Mailänder Geologen, Karakorum-Kenner und Organisator. Die Bergsteigermannschaft war außerordentlich stark: Erich Abram, Ugo Angelino, Walter Bonatti, Achille Compangnoni, Cirillo Floreanini, Pino Gallotti, Lino Lacedelli, Mario Puchoz, Ubaldo Rey, Gino Soldà, Sergio Viotto, der Arzt Dr. Guido Pagani und der Kameramann Mario Fantin.
Infolge des schlechten Wetters kam es zu großen Trägerschwierigkeiten. Während der Juni sonst der Gutwettermonat ist, gab es diesmal im Frühsommer schwere Schneestürme, welche die Arbeiten auf der Abruzzirippe behinderten. Mario Puchoz erkrankte an Höhenhusten und Kehlkopfentzündung, eine Lungenentzündung folgte. Er starb am 20. Juni in Lager II. als sechstes Opfer des K2.
Doch der Kampf der Italiener ging weiter. In zwei Monaten gab es über 40 Sturmtage. Allmählich wurden die Hochlager vorgeschoben. Am 25. Juli konnte Lager VII an der Schulter errichtet werden. Am 28. Juli erreichte der Vortrupp, der aus Compagnoni, Lacedelli, Abram, Gallotti und Rey bestand, den Platz für Lager VIII in der Nähe des Schultergipfels. Am 3o. Juli kämpften sich Compagnoni und Lacedelli bis an den Fuß des großen dunklen Felsgürtels vor und erstellten bei etwa 8050 Meter Lager IX, das Sturmlager für den Schlussangriff. Der Südtiroler Abram, Walter Bonatti und der Hunza-Träger Mahdi versuchten, Sauerstoffgeräte und Proviant hinaufzubringen, konnten aber Lager IX vor Einbruch der Nacht nicht mehr erreichen. Abram war noch rechtzeitig abgestiegen und gelangte nach Lager VIII zurück, aber Bonatti und Mahdi mussten in fast 8000 Meter Höhe biwakieren. Verzweifelt suchten sie nach Compagnoni und Lacedelli. Voller Sorge rif Bonatti wieder und wieder ihre Namen. Warum antworteten Sie nicht? Mahdi ging es schlecht, er brüllte wie ein Besessener, unverständliches Zeug.
Da leuchtete plötzlich unterhalb des rechten Felsrandes ein Licht auf; Lacedelli meldete sich. Habt ihr den Sauerstoff? rief er. Ja, antwortete Bonatti. Gut, lasst ihn da und geht sofort zurück! Ich kann nicht, erwiderte Bonatti, Mahdi schafft es nicht. Er ist von Sinnen.
Unterdessen hatte sich Mahdi erhoben. Tastend ging er im Dunkeln umher und dann auf den steilen Eishang zu, von wo der Schein der Taschenlampe herüberleuchtete. Plötzlich verschwand das Licht. Bonatti dachte, die Freunde kämen ihm zu Hilfe. Doch er wartete vergebens. Erneut rief er, aber niemand meldete sich. Da stieg eine dunkle Ahnung in ihm auf ...