3. Newsletter der AMICAL alpin Gasherbrum I - Gasherbrum II Expedition
Unglaublich wechselhaftes Wetter mit dauernden Niederschlägen kennzeichnet
die bisherige Karakorum Saison. Den letzten Aufstieg ins Hochlager I -
nachdem endlich das noch fehlende Gepäck angekommen war - traten wir noch
bei schlechtem Wetter an, um wenigstens am einzigen Schönwettertag der
letzten Woche etwas vorankomen zu können.
Endlich alle Lasten im Basislager angekommen
Unsere vier Hochträger im Schneetreiben während des Aufstieg nach Lager I
GII: Hajo konnte in einer grossen Kraftanstrengung gemeinsam mit den
Hochträgern Qudrat Ali und Ibrahim die komplette Banane versichern und damit
für den folgenden Tag den Aufstieg aller GII-Teilnehmer ins Lager II zum
Übernachten sichern. An ausgesetzter, aber sicherer Stelle auf ca. 6500 m
stehen seitdem 4 Zelte, in denen die ganze Mannschaft einmal übernachten
konnte. Erneute Neuschneemengen am nächsten Morgen machten ein weiteres
Versichern der Aufstiegsroute zunächst leider unmöglich.
Der Aufstieg über die Banane ist in dieser Saison wegen des tiefen Schnees
und der zahlreichen Serac-Ausbrüche oberhalb Lager II wesentlich
anspruchsvoller als in anderen Jahren. Hajo wird mit seiner Mannschaft
sicher noch einiges an Versicherungs-Arbeit haben, bevor der Aufstieg in
Richtung Gipfel erfolgen kann.
GI: Wie Hajo und seine beiden Hochträger am GII waren auch Gerlinde, Hiro
und ich einen Tag vor der Mannschaft aufgestiegen. Mit ca. 100
Bambus-Stangen markierten wir zunächst die Aufstiegsroute durch den oberen
Eisfall und bis aufs Plateau bei Lager I, zudem am nächsten Tag auch den
weiteren Aufstieg bis Lager II auf den Gasherbrum La. Während die Teilnehmer
nachkamen versicherten wir zu dritt den weiteren Aufstieg in Richtung Lager
III.
Das sogenannte Japaner-Couloir, eine bis ca. 55° steile Eis- bzw.
Schneerinne, gab uns den weiteren Aufstieg vor. Um der bestehenden
Schneebrettgefahr ausweichen zu können, versicherten wir im wesentlichen
eine Felsrippe links des eigentlichen Couloirs und zogen erst an der engsten
Stelle des Couloirs in dieses hinein. Neben der bis zu hüfthohen Spurarbeit
machte uns das Platzieren der Felshaken grosse Schwierigkeiten. Trotzdem
konnte wir auf ca. 6850 m - nachdem die mitgebrachten 500 m Seil zu Ende
fixiert waren - zufrieden mit dem Geleisteten abseilen.
Im Lager II vor dem Abstieg ins Basislager - mal wieder im Schneetreiben
Im Abstieg vom Gasherbrum La
Der Abstieg ins
Basislager im Schneesturm am nächsten Morgen war fast schon Routine, die
frisch gesteckten Bambus-Fähnchen erleichterten die Wegsuche im
Schneegestöber enorm.
Während des Abstiegs durch den Eisbruch Richtung Basislager, den wir
!!immer!! seilgesichert durchsteigen, begegnete uns ein skuriles Paar: Er
mit Regenschirm, sie in Sonntags-Hosen, beide ohne jegliche alpine
Ausrüstung. Ein spannender, unfasslicher Anblick inmitten des Spalten- und
Eistürme-Gewirrs.
Abstieg durch den Eisbruch so oder ... .... so
Wie dieses Pärchen sind auch viele andere am Berg bzw. im Basislager auf
der Moräne offensichtlich ohne ernsthaftes Interesse an einer Besteigung auf
Urlaub. Fünf Expeditionsgruppen sind inzwischen abgereist, zumeist ohne
jemals über Lager I hinausgeschaut zu haben. Die noch anwesenden Gruppen
warten auf die Versicherungsarbeit von Hajo an GII und auf Gerlinde, Hiro
und mich an GI. Hajo erlebte einmal, dass Teilnehmer anderer Expeditionen
vor ihm an den von ihm angebrachten Fixseilen aufstiegen, an deren Ende aber
nicht selbstständig weiterversicherten sondern eine Stunde warteten bis Hajo
diesen Job wieder übernahm. Am GI stiegen während der Versicherungsarbeit
von Gerlinde, Hiro und mir im Abstand von wenigen Metern vier Bergsteiger
einer anderen Gruppe mit auf, übernahmen aber nicht ein einziges Mal die
Spur- oder Führungsarbeit.
Schräge Bergsteigerwelt, taktieren ohne Ende, - sehr befremdend.
Während ich diese Zeilen schreibe, finden draussen die Vorbereitungen für
ein Fest zu Ehren Aga Khan's statt. Da unsere Küchen- und
Hochträger-Mannschaft fast ausschliesslich aus Hunzas besteht, darf der
Geburtstag ihres grossen Gönners am 11. Juli nicht ungefeiert verstreichen.
Tanz im Basislager während der Aga Khan Feier am 11. Juli
Morgen möchten wir - bei hoffentlich gutem Wetter - wieder in die Hochlager
starten. Am GI werden wir versuchen schon über Lager III "hinauszuschauen".
Einen herzlichen Gruss aus dem frisch verschneiten Basislager,
die beiden Gasherbrum Teams und Ralf Dujmovits